Airbus:"Über den Tisch gezogen worden"

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Die Freude über den Großauftrag für Airbus aus China ist der Ernüchterung gewichen - denn Airbus will in China fertigen lassen. Frankreich ist empört.

Am Montag hatte Airbus aus China eine Großbestellung von 150 Flugzeugen zum Katalogpreis von fast 10 Milliarden Dollar erhalten. Die Gegenleistung, die Einrichtung einer Montagefabrik in China, rief in Frankreich Widerstand hervor.

Anders als bei Boeing

Der Wirtschaftsforscher Christian Harbulot äußerte die Befürchtung, das asiatische Land könne vom Westen im Flugzeugbau ähnlich wie einst in der Textilwirtschaft zu einem Konkurrenten aufgebaut werden.

"Die Europäer haben gebilligt, was die US-Behörden Boeing verboten haben, nämlich den Bau eines Montagewerks, was einen bedeutenden Technologietransfer voraussetzt", sagte Harbulot der Pariser Zeitung Le Parisien (Dienstag).

"Boeing durfte nur eine Reparatur- und Wartungswerft bei Schanghai bauen." Der Direktor der Pariser Ecole de Guerre Économique warf dem Flugtechnikkonzern EADS vor, "über den Tisch gezogen worden" zu sein.

EADS/Airbus mache zwar anfangs gute Geschäfte, laufe aber Gefahr, dass China in einigen Jahren "die gleichen Flugzeuge baut und keine Airbusse mehr kauft". Dass die Börse das Geschäft feiere, zeige nur, dass die Börsianer "sich nicht um die Zukunft eines Unternehmens wie Airbus kümmern", sondern kurzfristig denken.

Auch französische Medien äußerten sich skeptisch wegen des Airbus- Geschäfts. "Der Airbus-Triumph täuscht", schreibt der lothringische Est Républicain. "Schneller als gedacht werden alle Bereiche betroffen sein: Auto, Informatik, Telekommunikation...". Das Télégramme in Brest warnt davor, in der Luftfahrt den Fehler des Technologietransfers in der Textilindustrie zu wiederholen.

EADS hatte am Montag den Verkauf von 150 Flugzeugen der Typen Airbus A319, A320 und A321 an China bekannt gegeben.

800-Millionen-Auftrag aus den Philippinen

Eine weitere Vereinbarung mit Philippine Airlines umfasst den Kauf von neun A320 und Optionen auf fünf weitere. Zwei zusätzliche A320 sowie zwei A319 sollen von GE Capital Aviation Services geleast werden.

Die Flugzeuge würden vor allem im Inlandsverkehr sowie auf einigen asiatischen Routen eingesetzt, hieß es. Das Geschäft hat ein Volumen von 840 Millionen Dollar.

Philippine Airlines erwartet den Beginn der Lieferungen von Mitte nächsten Jahres an.

Unterdessen ist am Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder am Dienstag eine neue Produktionshalle für die A320-Familie in Betrieb gegangen. In der 25 Millionen Euro teuren Halle werden Rumpfhecks mit einer Länge von bis zu 23,9 Metern zusammengebaut.

Im nächsten Jahr sollen in Hamburg und Toulouse monatlich 30 Flugzeuge der A320-Familie gebaut werden. 2005 werden allein in Hamburg 160 Maschinen ausgeliefert.

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