Airbus-Krise:Forgeard rudert zurück

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EADS-Chef Noël Forgeard zeigt sich plötzlich reumütig: Er hatte die Schuld für die Lieferverzögerungen beim A380 auf das Hamburger Werk geschoben - jetzt bedauerte er seine Äußerungen.

Die Führung des Flugtechnikkonzerns EADS berät am Montag über Konsequenzen aus der Produktionskrise beim Airbus A380 und dem folgenden Einbruch der EADS-Aktie. Das sagte der französische Industrieminister François Loos am Montag im Fernsehen.

Es knirscht im deutsch-französischesn Gebälk: Die beiden gleichberechtigten EADS-Chefs Noël Forgeard (links) und Thomas Enders. (Foto: Foto: AFP)

Laut Pariser Finanzpresse findet das Treffen in München statt. Unter Vorsitz der Präsidenten Manfred Bischoff und Arnaud Lagardère nehmen auch die gleichberechtigten operativen Chefs Noël Forgeard und Thomas Enders daran teil.

Jetzt gehe es darum, "die Wogen zu glätten", schreibt Les Echos. Radikale Maßnahmen werden von der Konferenz nicht erwartet. Die Konzernführer dürften zunächst das Ergebnis einer internen Untersuchung über die Kommunikations- und Produktionsprobleme abwarten.

Ermittlungen der Börsenaufsichten

Zur Möglichkeit von Insidergeschäften bei den jüngsten Verkäufen von EADS-Aktien durch Forgeard und andere Spitzenmanager sowie die Großaktionäre DaimlerChrysler und Lagardère laufen zudem Ermittlungen der Pariser und Frankfurter Börsenaufsicht. Auch dazu wird keine Entscheidung der Konzernspitze erwartet.

Forgeard nannte es in einem Interview der Pariser Finanzzeitung La Tribune normal, dass die Konzernführung sich wegen der Probleme bei Airbus mit den Managementbeziehungen zwischen EADS und Airbus beschäftige.

"Transparenzprobleme gibt es nicht"

Er hätte genauso wie Enders statt der Doppelbesetzung der Posten den Konzern lieber alleine geführt. Jetzt müsse die "Flexibilität der Werke" erhöht werden. "Transparenzprobleme zwischen EADS und Airbus gibt es meines Wissens nicht." Vielleicht habe es "einige Transparenzprobleme innerhalb von Airbus gegeben".

Zur Rolle von EADS bei Airbus-Entscheidungen habe er seine Meinung geändert, sagte Forgeard. Früher (als Airbus-Chef) sei er ein "entschlossener Verteidiger der Unabhängigkeit von Airbus" gewesen.

"Heute ist die Lage anders. Wir befinden uns in der Lage jeder Gruppe, die einen dominierende Tochter hat und die jeweiligen Rollen ihrer Führungen definieren muss."

"Dieser Krieg ist vorüber"

Forgeard widersprach der Ansicht, dass die A380-Krise zu Spannungen zwischen Deutschen und Franzosen in dem europäischen Flugtechnikkonzern geführt hätten. "Dieser Krieg ist vorüber."

Er habe weiter Vertrauen zum deutschen Airbus-Chef Gustav Humbert. "Wir managen diese Krise gemeinsam mit Tom Enders und Gustav Humbert", sagte er. "Ich beobachte kein Element, das irgendwelchen Dissenz zwischen Franzosen und Deutschen nähren könnte."

Forgeard bedauerte, Probleme in den Werken Saint-Nazaire und Hamburg genannt zu haben. Der Hinweis auf Hamburg war in Deutschland als Schuldzuweisung auf schwere Kritik gestoßen.

In früheren Interviews hatte er erklärt, zu seiner Zeit als Airbus-Chef seien die Termine immer eingehalten worden und in Hamburg häuften sich die Probleme.

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