Airbus-Krise:EADS-Milliardenverlust schürt Angst um Jobs

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Weil sich wegen der abermaligen Verzögerungen bei der Auslieferung des Super-Jumbos A380 ein neues Milliardenloch auftut, liegen die Nerven bei EADS und der Politik blank. Die deutsche Seite bangt um Arbeitsplätze.

Der Milliardenverlust bei EADS wegen der Airbus-Krise schürt in Deutschland die Angst um die Arbeitsplätze: Die Bundesregierung und Landespolitiker haben bereits Gespräche mit der Führungsebene von Airbus und EADS angekündigt.

Die Verkabelung des A380 (hier im Werk in Toulouse) bereitet Airbus Probleme. (Foto: Foto: Reuters)

Wegen neuer Verzögerungen bei der A380-Auslieferung büßt EADS über mehrere Jahre insgesamt 4,8 Milliarden Euro ein. Der Konzern reagiert mit dem Programm "Power 8", das ab 2010 mindestens 2 Milliarden Euro jährlich einsparen soll.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos will mit Airbus-Chef Christian Streiff am (morgigen) Donnerstag zu einem Krisentreffen in Berlin zusammentreffen.

"Mit großer Sorge"

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff will sich kommende Woche wegen der Lieferprobleme beim Superjumbo A380 zu einem Krisengespräch mit EADS-Co-Chef Thomas Enders treffen. Die Landesregierung beobachte "mit großer Sorge" die Entwicklungen bei Airbus, sagte ein Sprecher Wulffs.

Der Hamburger Senat und auch Bürgermeister Ole von Beust waren in den vergangenen Tagen ständig in engem Kontakt mit den Verantwortlichen von Airbus und der Bundesregierung, wie Senatssprecher Lutz Mohaupt sagte. Man sehe nach wie vor keinen Anlass, an der Verlässlichkeit der Zusagen von Airbus zu zweifeln.

Warnung vor Hysterie

Hysterische Spekulationen seien der Sache eher abträglich. Airbus hat neben dem großen Werk in Hamburg unter anderem auch Standorte in Niedersachsen.

EADS hatte zuvor mitgeteilt, der Verlust beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde sich auf 2,8 Milliarden Euro belaufen.

Insgesamt werde das operative Ergebnis wegen der Verzögerungen beim A380 sogar um 4,8 Milliarden Euro niedriger ausfallen als ursprünglich für 2006 bis 2010 geplant. Die Auslieferung des Superjumbos verzögere sich um ein weiteres Jahr.

Mit dem "Power 8"-Programm solle die Wettbewerbsfähigkeit wieder hergestellt und den finanziellen Folgen der Verzögerung bei A380 entgegengewirkt werden, hieß es. Der Vorstand unterstütze das von Streiff vorgelegte Programm "in vollem Umfang". Details zu diesen Plänen nannte EADS nicht.

Drastisches Umstrukturierungsprogramm

Französische Zeitungen hatten zuvor von einem drastischen Umstrukturierungsprogramm berichtet. Demzufolge könnte das Hamburger Werk große Teile der A380-Fertigung zu verlieren. Im Gegenzug werde die Fertigung des A320 zu großen Teilen in die Hansestadt verlagert. 2.500 Beschäftigte arbeiten dort direkt für den A380.

Die Turbulenzen bei Airbus gehen auch an DaimlerChrysler nicht spurlos vorüber: Bei der Aufstellung des Abschlusses für das dritte Quartal 2006 werde feststellt, inwieweit die Airbus-Verzögerungen Auswirkungen auf das operative Ergebnis für 2006 haben werden, erklärte der Konzern, der im April den teilweisen Rückzug aus EADS bekannt gegeben hatte.

DaimlerChrysler-Anteil

DaimlerChrysler hält formal noch 33 Prozent der EADS-Anteile. Die geplante Verringerung des Anteils auf 22,5 Prozent soll durch zwei Geschäfte bis zum Frühjahr 2007 abgeschlossen werden.

Die Reaktionen der A380-Kunden sind unterschiedlich: Die Fluglinie Emirates sieht in den weiteren Verzögerungen "eine sehr ernste Angelegenheit".

Lufthansa weiterhin vom Erfolg des A380 überzeugt

Die Lufthansa zeigte sich dagegen weiter überzeugt, dass der A380 ein Erfolg sein werde. Die australische Qantas äußerte sich enttäuscht und erklärte, man werde den Kapazitätsbedarf nun neu bewerten. Singapore Airlines erklärte, man wolle zunächst die Auswirkungen der neuen Verzögerung prüfen.

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