Airbus:"Ich bin kompetent und anständig"

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EADS-Chef Forgeard kämpft um seinen Job. Doch ein internes Papier bringt ihn weiter in Bedrängnis.

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Der französische Co-Chef des europäischen Luftfahrtkonzerns Noël Forgeard hat am Mittwoch nach Angaben von Abgeordneten in einer nicht-öffentlichen Anhörung vor dem Finanzausschuss des französischen Parlaments seinen Rücktritt ausgeschlossen.

Auf die Frage der früheren Justizministerin Marylise Lebranchu, ob er nicht "im Interesse von EADS" zurücktreten wollte, soll Forgeard geantwortet haben: "Ich bin kompetent und anständig. Das kommt nicht in Frage".

Forgeard beteuerte, erst im Mai von den erneuten Lieferverzögerungen beim Großflugzeug A380 erfahren zu haben, deren Bekanntgabe zu einem Kurzsturz der EADS-Aktie führte. Forgeard wird kritisiert, weil er und seine drei erwachsenen Kinder kurz vor der Bekanntgabe EADS-Aktien in Millionenhöhe verkauft hatten.

Frühe Hinweise auf mögliche Lieferschwierigkeiten

Die französische Wochenzeitung Le Canard Enchaîné schreibt, durch die Schenkung an seine Kinder habe sich Forgeard der Besteuerung eines Teils der Summe (1,2 Millionen Euro) weitgehend entziehen können.

Das Blatt zitiert zudem aus einem internen Dokument vom 24. Februar 2006, in dem der Verantwortliche für die Entmontage des A380, Jean-Claude Schoepf, den Betriebsrat der EADS-Tochter Airbus über Verzögerungen bei der Auslieferung informierte.

Die Zeitung Le Monde hatte tags zuvor aus einem Papier zitiert, das Forgeard entlastet. Die Börsenaufsicht AMF sucht derweil nach Belegen, die die Unschuldsvermutung erhärten - oder das Gegenteil beweisen. Die EADS-Großaktionäre haben sich bisher aber nicht darauf einigen können, wie man mit Forgeard verfährt.

Der Rüstungs- und Medienkonzern Lagardère will am ehesten an seinem ehemaligen Mitarbeiter festhalten. Anteilseigner DaimlerChrysler möchte ihn ersetzen. Eine der französischen Regierungspartei UMP nahe stehende Person wurde am Mittwoch wie folgt zitiert: "Die Deutschen wollen, dass er so schnell wie möglich geht. Das erscheint nicht unwahrscheinlich." Der französische Staat, der 15 Prozent an EADS hält, ruderte inzwischen zurück.

Wirtschaftsminister Thierry Breton sagte, Frankreich wolle nicht mehr Einfluss bei EADS. Trotz entgegengesetzter Meinungen in der Berliner Regierung, bei DaimlerChrysler und den französischen Gewerkschaften stellte Staatspräsident Jacques Chirac erneut die deutsch-französische Doppelspitze in Frage.

So sind Deutsche und Franzosen auch zwei Wochen nach Ausbruch der Krise einer Lösung nicht nähergekommen. Breton hatte am Wochenende eine Lösung bis Montagabend in Aussicht gestellt. Am Mittwoch drängte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche auf ein rasches Ende der Krise. Er ließ alle Optionen offen. "Wir sind definitiv überzeugt, dass es Veränderungen welcher Art auch immer geben muss", sagte er.

© SZ vom 29.6.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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