Airbus:A380 stürzt EADS in den Verlust

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Harte Zeiten für den neuen EADS-Co-Chef Louis Gallois: Der Luftfahrtkonzern vermeldet nach einer Reihe von Rekordergebnissen im dritten Geschäftsquartal nun einen Verlust.

Das Debakel beim Flugzeugbauer Airbus hat Spuren in der Bilanz des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS hinterlassen. Im dritten Quartal rutschte der Konzern vor allem wegen der Sonderbelastungen durch die erneuten Verzögerungen beim Großraumflugzeug A380 in die Verlustzone.

EADS-Co-Vorstandschef Louis Gallois betrachtet die Konzern-Bilanz mit gemischten Gefühlen. (Foto: Foto: ddp)

Das Umsatzziel fürs Gesamtjahr bestätigte EADS, ein Gewinnprognose wurde wie angekündigt nicht gemacht. In den kommenden zwei Wochen will der Konzern außerdem zu einer Entscheidung über den neuen Langstreckenflieger A350 kommen. Die EADS-Aktie legte am Vormittag trotz der schlechten Zahlen nach anfänglichen Verlusten zu.

Zwischen Juli und September kletterte der EADS-Umsatz von 7,426 auf 8,489 Milliarden Euro und lag damit über den Erwartungen der von dpa-AFX befragten Analysten, die von 8,212 Milliarden Euro ausgegangen waren.

Negatives EBIT

Beim als EBIT bezeichneten Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Goodwill-Wertminderungen und außerordentlichen Posten fiel nach einem Gewinn von 559 Millionen Euro im Vorjahr ein Verlust von 239 Millionen Euro an. Hier hatten die Schätzungen bei 10,3 Millionen Euro gelegen.

Unterm Strich machte EADS einen Verlust von 195 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch einen Überschuss von 279 Millionen Euro erwirtschaftet.

Ungünstig entwickelte sich auch der Auftragseingang. Er gab von 13,378 auf 11,535 Milliarden Euro nach. Den Umsatz-Ausblick von mehr als 37 Milliarden Euro für das laufende Jahr bestätigte EADS.

Zur Ergebnisentwicklung machte der Konzern angesichts der Umstrukturierung und der derzeit laufenden Gespräche mit Kunden bei Airbus wie angekündigt keine Angaben. Bei diesen Gesprächen geht es unter anderem auch um die Höhe möglicher Vertragsstrafen wegen der Verzögerungen beim A380.

Gute Sparten-Ergebnisse

Bei Airbus kletterte der Umsatz im dritten Quartal dank zahlreicher Auslieferungen um 14 Prozent von 4,771 auf 5,416 Milliarden Euro. Das EBIT lag bei minus 350 Millionen Euro nach plus 410 Millionen im Vorjahr.

Der Geschäftsbereich Militärische Transportflugzeuge kam auf Erlöse in Höhe von 455 Millionen Euro (2005: 178 Mio). Das EBIT stieg leicht von 15 auf 16 Millionen Euro.

Bei Eurocopter zogen die Umsätze vor allem wegen der starken Nachfrage aus Nordamerika von 755 auf 891 Millionen Euro an, das operative Ergebnis gab allerdings von 45 auf 41 Millionen Euro nach.

Die Raumfahrtsparte steigerte die Erlöse von 510 auf 687 Millionen Euro und verdreifachte ihr EBIT auf neun Millionen Euro. Der Bereich Verteidigungs- und Sicherheitssysteme verbuchte nur einen leichten Umsatzzuwachs von drei Prozent auf 1,279 Milliarden Euro, der operative Gewinn verbesserte sich aber deutlicher von 29 auf 52 Millionen Euro.

Airbus belastet

Hauptbelastungsfaktor war das Debakel beim Flugzeugbauer Airbus. Einsparungen durch das Kostensenkungsprogramm "Route06" wurden von Belastungen wegen der Pannen beim A 380 zunichte gemacht.

EADS bezifferte die Belastungen hieraus auf eine Milliarde Euro. Hinzu kamen der schwache Dollar sowie die höheren Kosten bei Forschung und Entwicklung. Insgesamt dürften die EBIT-Belastungen durch den A380 in diesem Jahr bei 1,1 Milliarden Euro liegen, sagte Finanzvorstand Hans-Peter Ring bei einer Telefonkonferenz.

Die Zukunft der Frachtversion des Großraumflugzeuges hänge auch von weiteren Entwicklung der Aufträge ab, sagte Ring. Am Dienstag hatte der amerikanische Logistikkonzern FedEx wegen der Lieferverzögerungen beim A380 seine Bestellungen über zehn Frachtmaschinen zurückgezogen. Stattdessen soll nun der US-Konkurrent Boeing zum Zug kommen.

Mit einer Entscheidung zum neuen Langstreckenmodell A350 sei voraussichtlich in den kommenden zwei Wochen zu rechnen, ergänzte der Finanzvorstand. Derzeit prüft der Konzern, ob er den A350 finanziell und industriell überhaupt schultern kann.

Die Kosten für den neuen Flieger, der dem erfolgreichen "Dreamliner" von Boeing Paroli bieten soll, werden auf rund neun bis zehn Milliarden Euro geschätzt. Mit den alten Modellen A330 und A340 hätte Airbus eine schlechte Marktposition. Auf den Markt könnte der A350 frühestens 2012 kommen.

Aktie gestiegen

Aktien von EADS sind am Mittwoch nach ersten Verlusten ins Plus gesprungen. Gegen 10.00 Uhr standen die Titel 1,15 Prozent im Plus bei 21,02 Euro - zuvor waren sie in einer ersten Reaktion auf die Zahlen bis auf 20,41 Euro gefallen.

Händler verwiesen auf Gerüchte am Markt, dass Dubai Interesse an einem Einstieg bei dem Luft- und Raumfahrtkonzern zeige. "Das kann ich mir gut vorstellen und diese Spekulation dürfte auch der einzige Grund sein, warum die Aktie steigt", sagte ein Marktteilnehmer.

Durch den hohen Ölpreis hätten diese Länder einen hohen Investitionsbedarf - und es sei bekannt, dass Dubai an der Luftfahrtindustrie interessiert ist. Insgesamt seien die Zahlen allerdings schlecht ausgefallen, sagte Nils Machemehl von M.M. Warburg. "EADS hat weiterhin große Probleme und steht mit dem Rücken zur Wand."

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