Airbus:1000 Leiharbeitern müssen gehen

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Der Flugzeughersteller Airbus macht Ernst mit seinem Sparkurs und trennt sich in Deutschland von 1000 seiner insgesamt 7300 Leiharbeiter.

Außerdem werden den Beschäftigten Überstunden nicht mehr ausbezahlt, Fremdarbeiten in die Werke zurückverlagert und Weiterbildungen vorgezogen. Mit diesen und weiteren am Dienstag von Airbus in Toulouse und Hamburg mitgeteilten Maßnahmen will der Konzern die Auswirkungen der Probleme im Zusammenhang mit der Lieferverzögerung des A380 eindämmen.

,,Zum ersten Mal wird die seit April 2003 geltende Konzernbetriebsvereinbarung über die Flexibilisierungsmaßnahmen umfassend zur Anwendung kommen'', sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Airbus Deutschland, Gerhard Puttfarcken. Wegen der Lieferverzögerungen beim A380 muss Airbus bis 2010 einen Umsatzausfall von 4,8 Milliarden Euro verkraften und hat ein drastisches Sanierungsprogramm beschlossen.

Betriebsbedingte Kündigungen vorerst ausgeschlossen

Der neue Konzernchef Louis Gallois hatte bereits ,,schmerzhafte Jobverluste'' angekündigt. In Deutschland sind betriebsbedingte Kündigungen bei Airbus bis 2012 ausgeschlossen. Hintergrund ist die Betriebsvereinbarung ,,Sicherheit durch Flexibilität''. Nach dieser Vereinbarung von 2003 erklärten sich die Arbeitnehmer bereit, bei geringer Auslastung weniger zu arbeiten. Das Programm wird nun zum ersten Mal angewendet.

So wird in nicht ausgelasteten Bereichen nun die Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden gesenkt, der Lohn bleibt aber gleich. Die fehlenden Stunden müssen die Mitarbeiter nachholen, wenn wieder mehr Aufträge vorliegen. Airbus prüft außerdem die Möglichkeit des Mitarbeitertransfers und -verleihs innerhalb und außerhalb von Airbus und des Mutterkonzerns EADS. Die Maßnahmen haben teilweise eine Laufzeit von bis zu 24 Monaten. Betroffen sind alle sieben Airbus-Standorte in Deutschland.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) schließt offenbar eine Beteiligung des deutschen Staates an EADS nicht mehr aus. ,,Ich kann mir durchaus auch eine Mischlösung vorstellen'', sagte er dem Sender N24. Der Staat sollte aber ,,keine direkten Entscheidungen wahrnehmen''.

Eine Staatsbeteiligung könne nur ,,der letzte Ausweg'' sein, falls sich keine privaten Investoren finden sollten. Es gebe derzeit ,,den Versuch, ein Konsortium zu bilden, dass dann zur Verfügung steht'', falls DaimlerChrysler einen Teil seines Anteils rasch verkaufen sollte. ,,Wir bemühen uns, hinter den Kulissen etwas auf die Beine zu stellen, was nicht staatliche Beteiligung ist'', sagte Glos.

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) traf sich am Dienstag in Hannover mit dem EADS-Co-Vorsitzenden Thomas Enders. Wulff verlangte in dem Gespräch, mögliche Sparmaßnahmen ausgewogen auf die Produktionsländer und -standorte zu verteilen.

Enders wies nach Angaben der Staatskanzlei darauf hin, dass die Zukunftssicherung von Airbus gemeinsames Interesse von EADS und der Regierungen sei. Für den langfristigen Erfolg sei es notwendig ,,auch politisch sensitive Themen auf den Prüfstand zu stellen.''

© SZ vom 18.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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