Affäre:"Unangebracht"

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Daimler hat Ärger in China: Einer der Spitzenmanager des deutschen Autobauers soll mehrere Chinesen in einem Pekinger Villenvorort als Bastarde beschimpft haben.

Von Christoph Giesen

Es sind keine schönen Tage für Daimler in China. Der Konzern ist in der Volksrepublik in einen Sturm der Entrüstung geraten: "Vertreiben!", fordert ein Nutzer beim populären Kurznachrichtendienst Weibo. Ein anderer schimpft: Ein "weißes Schwein ist das", ein dritter schlägt gar vor: "Lasst uns Mercedes- Benz boykottieren." Eine Schreckensszenario - schließlich ist China der größte Automarkt der Welt.

Der Grund für die Aufregung: Ein deutscher Spitzen-Manager soll mehrere Chinesen am vergangenen Sonntag in einem Pekinger Villenvorort beleidigt haben. Der leitende Angestellte der Daimler Lastwagen-Sparte soll während eines Streits bei der Parkplatzsuche gebrüllt haben: "Ich bin schon seit einem Jahr in China. Das erste, was ich gelernt habe, ist, dass ihr Chinesen alle Bastarde seid", schreiben chinesische Online-Medien. Als ihn daraufhin mehrere Chinesen zur Rede stellen wollten, soll der Manager eine Dose Pfefferspray gezückt haben, woraufhin der Konflikt weiter eskalierte.

Ob diese Schilderungen und die Wiedergabe der Zitate im Detail zutreffen, lässt sich nicht eindeutig klären. Die Meldungen auf den chinesischen Nachrichtenwebseiten wurden ohne eine Stellungnahme des Managers veröffentlicht. Stattdessen wurden sein voller Name, seine Anschrift, seine Autonummer sowie Fotos von ihm, seinem Auto und dem Haus seiner Familie gezeigt.

Allerdings bat Daimler in einer Erklärung am Montag um Entschuldigung. Man bedauere den Vorfall. Die Art und Weise, wie diese Meinungsverschiedenheit ausgetragen wurde, "entspricht nicht den Gepflogenheiten unseres Unternehmens und war unangebracht für einen Manager unseres Hauses", heißt es in der Mitteilung. Der Manager sei "umgehend" von seinem Posten in China freigestellt worden. Er werde seine aktuelle Position in China nicht mehr ausüben.

Die wütenden Kommentatoren, die die Ausweisung des Managers aus China gefordert hatten, haben ihr Ziel erreicht, der Mann ist seinen Job los und wird wohl bald das Land verlassen. Und dass, obwohl der Streit inzwischen einvernehmlich beigelegt wurde.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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