Ärger mit der Rettungsgesellschaft:Zornige Versicherer

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Das Auffangunternehmen Protektor, das notleidenden Assekuranz-Unternehmen helfen soll, gerät erneut in die Schlagzeilen: Einigen Versicherern geht offenbar die Hilfe für die Mannheimer Leben zu weit.

Die Finanzkrise der Mannheimer Leben ist in der Versicherungsbranche nach Angaben der Auffanggesellschaft Protektor bislang ein Einzelfall. "Wir sehen derzeit keinen Fall, der ähnlich gelagert ist", sagte Protektor- Vorstand Günter Bost am Donnerstagabend in Frankfurt am Main.

Für die Rettung der Lebensversicherung müsse die Branche durch die extra dafür geschaffene Auffanglösung mit maximal 340 Millionen Euro aufkommen, erklärte Vorstand Jose Ferrer.

103 Lebensversicherer haben sich an der Auffanglösung beteiligt und sind als Aktionäre in der Protektor Lebensversicherungs-AG vertreten. Nach Informationen des Handelsblatts (Freitagausgabe) überlegen jedoch Versicherungsunternehmen aus der Auffanggesellschaft auszusteigen.

Sie fühlten sich nach Angaben des Blattes getäuscht, da die Rettungsaktion offenbar teurer werde als angenommen.

Bestände sichern

Protektor habe lediglich die Ansprüche der Kunden des in Not geratenen Lebensversicheres sichern sollen, nun kämen noch Pensionsverpflichtungen, Vermittlerprovisionen und das Personal hinzu, zitiert das Blatt die Kritiker.

Die Unterdeckung der Mannheimer Leben beläuft sich nach Schätzungen der Auffanggesellschaft auf 215 bis 230 Millionen Euro.

Diese Summe sei in ein verzinsliches Darlehen an die Holding umgewandelt worden, um deren Insolvenz zu verhindern. Dazu kommen den Angaben zufolge rund 143 Millionen Euro, die zur Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft erforderlich seien.

Als "Sicherungsinstrument" sei es das Ziel der Protektor, eine Überschussbeteiligung zu erwirtschaften, die zu etwa 90 Prozent an die Versicherungsnehmer und zu 10 Prozent an die Aktionäre gehen solle, erklärte Ferrer.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrats von Protektor, Maximilian Zimmerer, sagte, es müsse erwogen werden, ob Teile des Rests der Mannheimer verkauft werden. Die Auffanggesellschaft sei aber weder daran interessiert, die Mannheimer zu zerschlagen, noch sie zu erhalten. Protektor gehe rein nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten vor und wolle die Bestände sichern.

Die Mannheimer Holding hatte sich Mitte Juli mit der Auffanggesellschaft über die Zukunft seiner Lebensversicherungs-Tochter geeinigt und damit die mögliche Insolvenz verhindert.

Demnach soll Protektor alle 345.000 Verträge der Mannheimer Leben mit einem Volumen von etwa 18 Milliarden Euro formell übernehmen. Das soll den Angaben zufolge bis Ende September geschehen sein.

Mit dem ehemaligen Präsidenten der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben, Günter Himstedt, wird Protector von Montag an neuen Vorsitzenden bekommen. Er wird Günter Bost und Jose Ferrer ablösen und für eine Übergangsphase von zwei Jahren an der Spitze der Auffanggesellschaft stehen.

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