Absteiger des Jahres 2002:Neef kann es nicht lassen

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Der Gründer der defizitären Internet-Firma Pixelpark, Paulus Neef, hat acht Monate nach seiner fristlosen Entlassung ein neues Unternehmen gegründet. Erst im Frühjahr war Neef von den Lesern des Online-Dienstes iBusiness zum "Vize-Absteiger des Jahres 2002" gewählt worden.

Die Neva GmbH mit Sitz in Berlin solle sich um die "Vermarktung von innovativen Geschäftsmodellen" im Bereich der Informationstechnologie (IT) kümmern, kündigte der frühere Pixelpark-Vorstandschef am Freitag an. Dabei arbeitet Neef, der an Pixelpark noch Anteile hält, auch mit dem bisherigen Konkurrenten GFT zusammen.

Der 43-Jährige, der einst zu den vielen Stars der "New Economy" gehörte, hatte Ende vergangenen Jahres von Pixelpark die fristlose Kündigung erhalten.

Wegen des umstrittenen Kaufs einer Tochterfirma liefert er sich mit dem neuen Management eine juristische Auseinandersetzung. Das Pixelpark-Management wirft Neef wird vor, dass es beim Kauf der Beratungsfirma ZLU zu "erheblichen Unregelmäßigkeiten" kam.

Vorwurf der Vetternwirtschaft

Neef soll, dem mit ihm privat wie geschäftlich verbundenen ZLU-Gründer Helmut Baumgarten einen überhöhten Preis gezahlt haben. Pixelpark hatte Ende 2000 für das bei einem Umsatz von 7,2 Millionen Euro unprofitable Unternehmen 36 Millionen Euro gezahlt. Neef weist die Vorwürfe zurück.

Im März dieses Jahres war Neef von den Lesern des einflussreichen Branchendienstes iBusiness nach Bundeskanzler Schröder zum "Absteiger des Jahres 2002" gewählt worden. In der Begründung der iBusiness-Redaktion als Nominierungskommission wurde vor allem Neefs schlechter Umgang mit der Belegschaft kritisiert.

Der Streit um den ZLU-Ankauf wird vermutlich auch die Pixelpark-Hauptversammlung am kommenden Dienstag in Berlin beschäftigen. Einen Tag zuvor will Neef gemeinsam mit GFT-Vorstandschef Ulrich Dietz in München die Strategie der neu gegründeten Neva erläutern.

Der Pixelpark-Gründer ist immer noch mit 17 Prozent an seiner alten Firma beteiligt. Bei einem Umsatz von nur noch 6,5 Millionen Euro hatte der Internet-Dienstleister im ersten Halbjahr 4,4 Millionen Euro Verlust gemacht.

Die GFT mit Sitz in St. Georgen (Baden-Württemberg) hat unter der Führung von Dietz die große Krise der Internetagenturen mit deutlich wenigeren Blessuren überstanden als Pixelpark unter Neef. Das Unternehmen kam auf einen Umsatz von 70,6 Millionen Euro. Das operative Betriebsergebnis lag mit 7,4 Millionen Euro im Minus. An der GFT sind auch die Deutsche Post und die Deutsche Bank beteiligt.

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