ABLV:Vor dem Aus

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Lettlands drittgrößte Bank ist nach Ansicht der Europäischen Zentralbank nicht mehr zu retten. Dem Institut wird unter anderem Geldwäsche vorgeworfen. Die Bankmanager halten die Entscheidung für politisch motiviert.

Lettlands drittgrößte Bank ABLV hat nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) keine Zukunft mehr. Das Institut sei wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, Schulden und andere Verpflichtungen zu bedienen, wenn sie fällig werden, erklärte die EZB am Samstag. Grund sei eine "signifikante Verschlechterung ihrer Liquidität". Die seit dem Euro-Beitritt Lettlands 2014 von der EZB überwachte Bank steht damit vor dem Aus. Eine Rettung sei nicht im öffentlichen Interesse, hieß es in der Mitteilung.

Die ABLV war wegen des Verdachts auf unlautere Geschäfte ins Visier von US-Finanzbehörden und der EZB geraten. Nach einem Bericht der für Finanzkriminalität zuständigen Abteilung des US-Finanzministeriums gibt es Grund zu der Annahme, dass die Bank Geldwäsche betrieb. Zudem wird ihr vorgeworfen, Kunden bei der Umgehung von UN-Sanktionen gegen Nordkorea geholfen zu haben. Die Bank wies dies zurück.

Die finanzielle Lage des Instituts spitzte sich zuletzt erheblich zu - binnen weniger Tage zogen Anleger etwa 600 Millionen Euro ab. Auf Ersuchen der EZB legte die lettische Finanzaufsicht am Montag vergangener Woche die Geschäfte des Instituts auf Eis. Zuvor war ihm auch der Zugang zum US-Finanzsystem abgeschnitten worden. Lettlands Zentralbank, die ihrerseits von einer Korruptionsaffäre um Chef Ilmars Rimsevics erschüttert wird, stützte die ABLV zunächst mit fast 300 Millionen Euro an Finanzhilfen. Das Geldhaus selbst hatte seinen Bedarf nach dem Auszahlungsstopp auf 480 Millionen Euro beziffert. Um die Lücke zu schließen, erhielt die ABLV eine Frist bis Freitag.

Mit der Entscheidung der EZB hat die Finanzaufsicht in Riga am Samstag die Vermögenswerte der ABLV eingefroren. Die Bank soll nun nach lettischem Recht abgewickelt werden. Gesetzlich geschützt sind demnach Einlagen von bis zu 100 000 Euro. Dies gilt auch für die Luxemburger Tochtergesellschaft der ABLV.

Die Bank kritisierte die Entscheidung, die faktisch die Liquidierung eingeleitet habe und aus "politischen Erwägungen" getroffen worden sei. Nach eigener Ansicht erfüllte sie alle Anforderungen der Aufsichtsbehörden, um den Geschäftsbetrieb wieder aufzunehmen. Die Finanzaufsicht trat zugleich Befürchtungen entgegen, dass sich die Turbulenzen bei der vorwiegend Einlagen aus dem Ausland verwaltenden ABLV auf den gesamten Bankensektor des Euro-Landes ausweiten könnten. "In Lettland gibt es keine Bankenkrise", sagte Behördenchef Peters Putnins Medienberichten zufolge.

© SZ vom 26.02.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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