Abgasuntersuchung:"Nicht mehr zeitgemäß"

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Abgasuntersuchung: Nicht nur bei den Stickoxid-Werten, auch beim CO₂-Ausstoß wurde offenbar getrickst. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Im Zuge des VW-Skandals mehren sich Forderungen nach einer Änderung der Tests. Die Regierung will die Verfahren prüfen.

Angesichts der immer lauter werdenden Zweifel an der Aussagekraft der gesetzlich vorgeschriebenen Abgasuntersuchungen bei Autos fordert die Grünen-Bundestagsfraktion eine Änderung bei den Tests. "Wir brauchen endlich eine Abgasmessung, die den Namen verdient", sagte Grünen-Fraktionsvizechef Oliver Krischer der Bild-Zeitung. Die Kritik der Grünen zielt auf die festgelegte Messmethode: Bei neueren Automodellen werde nur noch der Bordcomputer ausgelesen, nicht aber die Emissionen am Auspuff überprüft. Die Untersuchungen kosten nach Berechnungen der Grünen die Besitzer pro Jahr 666 Millionen Euro. "Das ist Abzocke", sagte Krischer.

Statt das Thema auszusitzen und damit das Schummeln der Autoindustrie zu decken, müsse Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) endlich ernsthafte Abgastests einführen. Die Autoindustrie weltweit steht in Bezug auf Abgaswerte unter verschärfter Beobachtung, seit im Herbst 2015 der Manipulationsskandal bei Volkswagen bekannt wurde. Der Wolfsburger Konzern hatte zugeben müssen, bei rund elf Millionen Fahrzeugen weltweit eine verbotene Software eingebaut zu haben, die die Abgaswerte je nach Bedarf manipulierte. Aber auch andere Hersteller müssen sich den Fragen der vom Bundesverkehrsminister einberufenen Untersuchungskommission in Berlin stellen, wie etwa Opel und Fiat.

"Die Bundesregierung prüft zur Zeit die Weiterentwicklung der Abgasuntersuchung (AU)", teilte das Ministerium am Samstag als Reaktion auf die Vorwürfe der Grünen mit. Vor wenigen Tagen hatte sich auch der Prüfkonzern Dekra für eine umfangreiche Reform der Auto-Abgasprüfungen ausgesprochen. "Das Prüfwesen ist nicht mehr zeitgemäß", so Dekra-Chef Stefan Kölbl. Neben neuen Zulassungs-Tests für Autos im Labor und auf der Straße, wie sie demnächst geplant sind, brauche es auch eine wirksame Marktkontrolle. Prüfkonzerne wie Dekra oder TÜV sind im Zuge des VW-Abgas-Skandals selbst in die Kritik geraten. Sie werden von den Herstellern für die Messungen für die Typ-Genehmigungen neuer Modelle bezahlt.

© SZ vom 17.05.2016 / SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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