60 Prozent mehr Gehalt:Leistung muss sich wieder lohnen

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Angesichts besserer Unternehmenszahlen gönnt sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Wie in Finanzkreisen bestätigt wurde, stiegen seine ohnehin nicht knappen Bezüge von 2002 auf 2003 um knapp 60 Prozent.

Josef Ackermann ist auf dem besten Weg, zum höchstbezahlten Manager Deutschlands aufzusteigen. Während die exzessiven Bezüge der Führungskräfte von Großkonzernen immer stärker in die Kritik geraten, meldete nun die Financial Times, dass der Vorstandssprecher der Deutschen Bank im vergangenen Jahr eine Vergütung von elf Millionen Euro bezogen hat - das waren gut 60 Prozent mehr als im Vorjahr.

Josef Ackermann vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf. Nicht etwa am Ende seines Verfahrens, sondern zu Beginn. (Foto: Foto: ddp)

Damit hat Ackermann die Einkünfte von DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp aus dem vergangenen Jahr getoppt, der 2002 mit 10,8 Millionen Euro der Spitzenverdiener unter den deutschen Unternehmenslenkern war.

Die Deutsche Bank wollte sich zur Höhe der Einkünfte von Ackermann nicht äußern und verwies auf die Veröffentlichung des Geschäftsberichts am 25. März. Dazu gehört auch die Bekanntgabe der Vorstandsbezüge gemäß den vor drei Jahren verabschiedeten Verhaltensregeln, den so genannten Corporate-Governance-Grundsätzen.

Der Wahrheit sehr nahe

Finanzkreise bestätigten jedoch, dass die in der Financial Times unter Berufung auf einen Bericht an die amerikanische Börsenaufsicht SEC veröffentlichte Vergütung Ackermanns der Wahrheit sehr nahe komme.

Die Einkünfte der Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank werden auf der Grundlage einer komplexen Formel berechnet, die im Corporate-Governance-Kodex steht.

Danach setzt sich das Einkommen aus einem festen Gehalt und verschiedenen Sonderzahlungen zusammen. Die feste Vergütung wird auf der Grundlage der Gehälter festgelegt, die vergleichbare internationale Unternehmen an die Mitglieder ihrer Geschäftsleitungen zahlen.

Eigenkapitalrendite

Hiernach lag Ackermanns Festgehalt im Jahr 2002 bei einer Million Euro. Hinzu kommen Jahresboni und Aktienoptionen, deren Höhe von der für das entsprechende Geschäftsjahr geplanten Eigenkapitalrendite und der Aktienkurse der eigenen Bank und der vergleichbarer Institute abhängt.

Diesen Berechnungen zufolge erhielt Ackermann 2002 eine Gesamtvergütung von 6,9 Millionen Euro - und lag damit deutlich unter den Bezügen der Vorstandschefs amerikanischer Investmentbanken oder denen von UBS-Chef Marcel Ospel. Dieser Abstand hat sich aufgrund des für gewöhnliche Arbeitnehmer traumhaften Einkommenssprungs von 60 Prozent etwas verringert.

Von den Gehältern amerikanischer Bankmanager ist Ackermann immer noch ein gutes Stück entfernt. So haben sich die Bezüge des Vorstandssprechers der US-Bank J.P.Morgan, Bill Harrison, dem zuletzt nachgesagt wurde, er sei an einer Übernahme der Deutschen Bank interessiert, nahezu verdreifacht. Sie stiegen von 7,7 Millionen Dollar (rund sechs Millionen Euro) 2002 auf 20 Millionen Dollar im letzten Jahr. James Cayne, der Chef der US-Bank Bear Stearns, brachte es 2003 gar auf ein Gehalt von 27 Millionen Dollar.

Regeln

Unabhängig von der Frage, ob die nun bekannt gewordenen Bezüge von elf Millionen Euro gerechtfertigt sind, lässt sich deren gewaltige Steigerung durch die im Corporate-Governance-Kodex festgelegten Regeln erklären.

Danach dürfte 2003 weniger das Fixgehalt Ackermanns von einer Million Euro überdurchschnittlich gestiegen sein, sondern vor allem die an die Entwicklung der Eigenkapitalrendite gebundenen Bonuszahlungen.

Bei der Vorlage ihrer Bilanz Anfang Februar hatte die Deutsche Bank mitgeteilt, dass sich 2003 die Eigenkapitalrendite vor Steuern gegenüber dem Vorjahr mehr als verdreifacht hat, auf 13 Prozent gegenüber vier Prozent 2002. Auch der Aktienkurs des Instituts legte im vergangenen Jahr um gut 36 Prozent zu.

Vor riesigem Sprung

Hiervon dürften auch die drei anderen Vorstandsmitglieder der Bank sowie die Chefs der operativen Geschäftseinheiten, dem Executive Committee, profitiert haben. Sollte es der Bank gelingen, die für 2005 angestrebte Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zu erwirtschaften, dürften die Bezüge Ackermanns und seiner Vorstandskollegen noch einmal einen riesigen Sprung nach oben machen. Dann kann sich der Banker endlich mit seinen amerikanischen Kollegen messen.

© SZ vom 10.03.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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