50-Milliarden-Dollar-Betrug:Retten, was zu retten ist

Lesezeit: 2 min

Aus für die Firma von Milliarden-Betrüger Madoff: US-Behörden haben das Unternehmen liquidiert - um möglichst viel Geld für die Anleger zu sichern.

Die Wall-Street-Firma des mutmaßlichen Milliarden-Betrügers Bernard L. Madoff wird aufgelöst, um möglichst viel Geld für seine Opfer herauszuholen. Die Anlageberatung wird nun einem Treuhänder unterstellt. Ein New Yorker Richter gab am Montagabend (Ortszeit) einem entsprechenden Antrag des US-Anlegerschutzfonds SIPC statt. Es war nach wie vor unklar, wie viel Geld noch übrig ist. Madoff selbst hat laut Vorwürfen der US-Behörden den Schaden auf 50 Milliarden Dollar beziffert und gesagt, er habe nur noch 200 bis 300 Millionen Dollar. Der 70-Jährige betrieb nach eigenen Angaben ein sogenanntes Schneeballsystem, bei dem Zinsen mit dem Geld immer neuer Investoren bezahlt werden, ohne dass es tatsächliche Gewinne gibt.

Milliarden-Betrüger Madoff: Auch zahlreiche Prominente haben durch ihn viel Geld verloren. (Foto: Foto: AP)

Aufgrund des Ausmaß des Betrugs sei es sehr unwahrscheinlich, dass Vermögenswerte gerettet werden könnten, erklärte SIPC-Chef Stephen Harbeck. Die SIPC verfügt über einen vom Kongress genehmigten Reservefonds, um die Investoren von bankrotten Finanzunternehmen zu unterstützen. Dieser garantiert bis zu 500.000 Dollar pro Kunde. Die Verluste vieler Betrugsopfer dürften aber zum Teil deutlich höher liegen.

Prominente Opfer

Dem Wall Street Journal zufolge könnte der 95-jährige Unternehmer Carl Shapiro den höchsten Schaden einer Privatperson erlitten haben: Er hatte insgesamt 545 Millionen Dollar bei Madoff investiert, wie eine Sprecherin der Zeitung sagte. Laut seinem Umfeld könnte es ungefähr die Hälfte von Shapiros Vermögen sein. Er sei mit Madoff 50 Jahre befreundet gewesen und sei erschüttert und traurig, ließ Shapiro mitteilen. Er hatte sein Vermögen seit Ende der dreißiger Jahre mit der Modemarke Kay Windsor verdient.

Unterdessen tauchen weitere Namen prominenter Betroffener auf. Neben dem Hollywood-Regisseur Steven Spielberg soll auch sein Geschäftspartner und Chef des Trickfilm-Studios DreamWorks Animation, Jeffrey Katzenberg, unter den Opfern des Schwindels sein, schrieb das Wall Street Journal. Laut informierten Personen soll Katzenberg mehrere Millionen Dollar verloren haben. Spielberg und Katzenberg nutzen demnach die Dienste desselben Vermögensverwalters.

Beim Fall Madoff handelt es sich um einen der größten Betrugsfälle aller Zeiten. Madoff, Ex-Chef der US-Technologiebörse Nasdaq, war Ende vergangener Woche festgenommen worden. Er soll Investoren nach seiner Zeit als Börsenchef mit einem riesigen Schneeballsystem um rund 50 Milliarden Dollar gebracht haben. Dem 70-Jährigen drohen 20 Jahre Gefängnis und eine Geldbuße von fünf Millionen Dollar.

Europäische Banken verlieren Milliarden

Mehr als ein Dutzend europäischer Institute hat inzwischen eingeräumt, dass ihnen insgesamt Verluste von mehr als sechs Milliarden Euro drohen, weil sie direkt oder indirekt in das ausgeklügelte Betrugssystem von Madoff investiert haben. Die deutschen Banken wollten sich zunächst nicht zu möglichen Verlusten äußern.

Dafür gab die niederländische Bank Fortis bekannt, durch indirekte Investitionen in das Betrugssystem 850 Millionen bis zu einer Milliarde Euro verloren zu haben Demnach wurde Geld an Fonds verliehen, die das Geld ihrerseits in die von Madoff geführten Fonds steckten. Auf die gleiche Weise verlor die französisch-belgische Bank Dexia rund 164 Millionen Euro. Sollten die Aktiva von Madoffs System nun mit null berechnet werden, könne dies für Dexia ein Verlust von 85 Millionen Euro nach Steuern bedeuten, hieß es in einer Erklärung des Unternehmens. Zudem seien vermögende Kunden mit Investitionen in Höhe von 78 Millionen Euro betroffen.

Der Betrug funktionierte laut Polizei nach dem "Ponzi-Modell". Mit dem Namen, der auf den Zwanziger-Jahre-Betrüger Charles Ponzi anspielt, wird in den USA eine Gaunerei nach einem bestimmten Schneeballprinzip bezeichnet: Dabei werden einem Investor sehr hohe Renditen versprochen. Diese Renditen werden aber wiederum aus dem Geld bezahlt, das danach angeworbene Investoren einzahlen. Fehlt am Ende der Pyramide neues Geld, bricht das System zusammen.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: