38-Stunden-Woche:Streit nach dem Streik

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Nach dem gescheiterten Streik der IG Metall für eine Arbeitszeitverkürzung in Ostdeutschland ist eine rasche Einigung auf ein erneutes Festschreiben der 38-Stunden-Woche missglückt.

Bei ihrem ersten Treffen seit Ende des Arbeitskampfes gelang Gewerkschaft und Arbeitgeberverbänden am Montag in Berlin vorerst kein Durchbruch, die damals gekündigten Tarifverträge wieder in Kraft zu setzen. Eine Lösung soll nun in regionalen Gesprächen gesucht werden. Termine gab es zunächst nicht. Hauptstreitpunkt ist die Laufzeit. Die Arbeitgeber wollen sie bis 2008 festschreiben, die IG Metall bis Ende 2005.

Für Investitionen in den neuen Bundesländern brauchten die Firmen Planungssicherheit, sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Roland Fischer, nach dem rund dreistündigen zentralen Gesprächs-Auftakt. Eine Zeitspanne von fünf Jahren sei hierfür "die unterste Grenze". Ein Ende des vertragslosen Zustands sei auch im Interesse der Unternehmen.

"Eindeutig zu lang"

Er sei aber skeptisch, dass noch in diesem Monat eine Einigung unterschrieben werden könne. Eine klare Absage erteilte Fischer Überlegungen im Gewerkschaftslager, erneut über Regelungen zur Arbeitszeit zu reden. "Die IG Metall weiß, dass es keine Fortsetzung der Tarifverhandlungen mehr geben wird."

Der IG-Metall-Bezirksleiter für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Hasso Düvel, nannte einen bis 2008 laufenden Tarifvertrag "eindeutig zu lang".

Er gehe aber davon aus, dass die Differenz zum eigenen Angebot einer Laufzeit bis Ende 2005 in den regionalen Verhandlungen überbrückt werden könne. Die Gewerkschaft hatte vor dem Gespräch außerdem das Ziel genannt, über Möglichkeiten für differenzierte Regelungen zur Arbeitszeit in großen Betrieben sprechen zu wollen.

Diese Frage sei nicht Gegenstand der Debatte, sondern "bilateral zu bereden", sagte Düvel nach dem Treffen.

Die IG Metall hatte den Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche Ende Juni ergebnislos abgebrochen. Für die Tarifauseinandersetzung waren in den ostdeutschen Bezirken Teile der Manteltarifverträge und in Sachsen der komplette Manteltarifvertrag gekündigt worden.

Offen sind seitdem unter anderem Vereinbarungen zur Arbeitszeit, der Übernahme von Auszubildenden und zur Altersteilzeit. Nach dem Scheitern des Streiks war die Führungskrise in der IG Metall eskaliert.

Sie war erst beim Gewerkschaftstag Ende August mit der Wahl von Jürgen Peters zum Nachfolger des Vorsitzenden Klaus Zwickel beendet worden.

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