Bei uns in Tokio:Olympische Spiele ohne Flamme

Lesezeit: 1 min

Japan hofft auf 2020: Olympia soll die Wirtschaft sanieren. Doch die Planungen lassen anderes vermuten.

Von Christoph Neidhart

Japan fixiert sich auf das Jahr 2020. Bis zu Olympia in Tokio wird alles gut, die Spiele werden die Wirtschaft wie ein Wunder sanieren, Japan wird ein ausgeglichenes Budget haben. Auf Letzteres hat sich die Regierung festgelegt. Allerdings verraten die Zahlen, die das Olympia-Organisationskomitee präsentiert, ein fürs Staatsbudget weit weniger optimistisches Bild. Aus 301 Milliarden Yen, 2,4 Milliarden Euro, die die Veranstaltung gemäß Kandidaturunterlagen hätte kosten sollen, ist das Sechsfache geworden: 1,8 Billionen Yen, 14 Milliarden Euro.

Schon für Olympia 1964 in Tokio hatten sich die budgetierten Kosten derart vervielfacht, dass jene Spiele zu den bis dahin teuersten überhaupt wurden. Hätte Putin mit seinem Sotschi-Wahn nicht jeden Rahmen gesprengt, Tokio würde 2020 vermutlich wieder einen Kostenrekord aufstellen.

Dabei lassen die bisherigen Vorbereitungen keineswegs perfekte Spiele erwarten. Nachdem das Projekt für ein Nationalstadion von Zaha Hadid, das niemandem gefallen hat - was im Organisationskomitee aber keiner zu sagen wagte -, einem schlichteren Projekt des Japaners Kengo Kuma gewichen ist, fiel zwei Monate nach seiner Vorstellung plötzlich jemandem auf: Kuma hatte die Olympische Flamme vergessen. Auf seinem Stadion gibt es keinen Ort, an dem der Flammentrichter angebracht werden könnte. Zudem erlauben Tokios feuerpolizeiliche Vorschriften eine solche Flamme auf einem Holzbau gar nicht. Kuma sagte daraufhin vorige Woche, er suche nach einer Lösung, womöglich werde er die Feuerpolizei um eine Ausnahme bitten. Das Organisationskomitee reagierte verärgert über die Medien, die das Versäumnis gemeldet hatten. Die Flamme sei nicht vergessen worden, ihr Ort solle eine Überraschung werden. Olympia 2020 hat auch noch kein Logo. Oder zumindest kein neues, nachdem das erste als Plagiat entlarvt wurde. Vorerst wird deshalb weiterhin das Logo verwendet, mit dem Tokio sich als Austragungsort beworben hatte. Das hindert die Organisatoren allerdings nicht daran, alle Unternehmen und Institutionen zurückzupfeifen, die die fünf Ringe, die Worte "TOKYO 2020", "Olympische Fackel" oder andere Symbole benutzen. Sie unterbinden zudem jede Nutzung der olympischen Logos, die "kommerziell sein könnte". Auch des offiziellen Logos der Spiele von 2020, das es noch nicht gibt.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: