Stil-News:Kurz gesichtet

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Ein Kaktus zum Schmusen, ein Koffer, mit dem man sich endlich wieder zeigen lassen kann, und wieso das gehypte Label Vetements doch nicht so tot ist wie jüngst vermeldet.

Von Julia Rothhaas, Max Scharnigg und Silke Wichert

(Foto: PR)

Ein nicht zu unterschätzender Teil der Erziehungsarbeit liegt darin, Kinder davon abzuhalten, bestimmte Gegenstände anzufassen. Etwa die Herdplatte, die Schallplatten-Sammlung oder Pflanzen wie Brennnessel oder Kaktus. Das Talent zur Differenzierung ist jedoch ebenfalls erwünscht, zumindest wenn es um den Kaktus von Oyoy geht. Den darf man nämlich nicht nur anfassen, sondern sogar mit ihm schmusen. Das Kissen in Kaktus-Form ist in zwei Größen und Farben zu haben (ab 40 Euro).

In Sachen Rettungsring zeigt sich H&M umtriebig, schließlich hat die Firma innerhalb von drei Jahren mehr als zwei Drittel seines Börsenwerts verloren. Nach dem Launch des Labels Arket soll noch im Frühjahr die erste Kollektion von "/Nyden" auf den Markt kommen, eine Influencer-getriebene Marke. Seit ein paar Tagen gibt es online sowie in ausgewählten Geschäften zudem die erste Hochzeitskleider-Kollektion der Schweden, inklusive Pastellfarbenes für Brautjungfern und Blumenmädchen. Um den Umsatz anzukurbeln, muss jetzt also kräftig geheiratet werden.

Weil der Begriff Möbelmesse mittlerweile großzügig ausgelegt wird, gehört auch dieser Koffer zu den Novitäten des Salone del Mobile in zwei Wochen. Der entstammt einer Kollaboration des britischen Gepäckherstellers Globe-Trotter mit dem modischen Tausendsassa Paul Smith. Mit seinen dezenten Streifen und Mustern hat Smith schon nahezu jeden Gebrauchsgegenstand bunter gemacht, deswegen ist diese Zusammenarbeit sicher keine Sensation. Bemerkenswert ist jedoch die kantige Old-School-Form des Koffers: So schön waren Koffer, bevor sie von den amorph verformten Hohlkörpern auf Rollen verdrängt wurden. Rollen hat dieses Modell auch und deshalb spricht eigentlich nichts dagegen, dass die Trolley-Reisenden in Zukunft wieder ein bisschen charmanter aussehen könnten.

(Foto: Oli Smith)

Fake News jetzt auch in der Modewelt? Kurz vor Ostern erschien auf der Seite des Online-Magazins Highsnobiety ein Bericht über das gehypte Label Vetements, das jetzt - ätsch - doch nicht mehr so gehypt sei. Was Ende 2015 mit einem T-Shirt mit DHL-Logo und umgeschnittenen Jeans für 1000 Euro begann, sei aus Sicht des Handels mittlerweile klinisch tot. Das Problem an der Geschichte, die sofort massenhaft zitiert wurde: Als Quelle kamen zwar eine Reihe von Einkäufern zu Wort, die allerdings alle anonym bleiben wollten. Daraufhin veröffentlichte der Kreativdirektor Demna Gvasalia eine Art Gegendarstellung, natürlich auf Instagram: "Vetements unterstützt keinen Möchtegern-Journalismus, der sich auf Lügen und Gossip stützt", schrieb der Deutsch-Georgier, der auch für Balenciaga entwirft. Auf vogue.co.uk gab sein Bruder, CEO bei Vetements, zu Protokoll, man habe im Gegenteil in den letzten Jahren ein Wachstum von "10 000 Prozent", und mache "achtstelligen" Umsatz pro Saison. Dazu wurden gut ein Dutzend Einzelhändler zitiert, die alle eilig versicherten, Vetements verkaufe sich wie geschnitten Brot. Was letztlich stimmt? Das wird man demnächst am Bügel sehen - oder eben nicht, falls alles ausverkauft ist.

Eine knallrot gebräunter Mann mit quietschgelbem Ball vor der Wampe am Strand. Eine komplett in Pelz gehüllte Dame mit gleichfarbigem Schoßhund auf dem Arm. Oder Touristenhorden, die sich kreuz und quer die Kameras gegenseitig ins Bild hängen. Meist passiert nicht so richtig viel auf den Fotografien von Martin Parr, aber kaum einem gelingt das Einfangen des schrecklich-schönen Alltags so gut wie dem Briten, der als einer der bedeutendsten Dokumentarfotografen unserer Zeit gilt. Seinen anthropologischen Blick hat sich nun auch das britische Männerlabel Farah zu Eigen gemacht und Parr gebeten, die aktuelle Kollektion zu fotografieren. Entstanden ist eine Art Tagebuch, das T-Shirts, Hoodies und Hemden an der Küste Englands etwa beim Eis essen in Szene setzt.

(Foto: Martin Parr/Farah)

Plastikmüll aus dem Meer fischen und daraus Mode machen: Das gehörte bei vielen Herstellern in den vergangenen Jahren zum guten Ton, etwa bei G-Star oder Stella McCartney. Selbst Adidas verkündete jüngst, dass er Sneaker aus Meeresmüll produzieren will. Nun legt die Marke Gant nach mit einer ersten Sonderkollektion, dem Beacons Project. Die Stoffe der Hemden für Frauen und Männer enthalten aufgearbeiteten Plastikmüll aus dem Mittelmeer und die Knöpfe sind aus recyceltem Plastik.

© SZ vom 07.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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