Stil-News:Kurz gesichtet

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Bei Hermès gibt es jetzt Schraubenzieher, Wasserwagen, Maßband und Nägel, und das Pariser Kultlabel Vetement hat eine Mini-Kollektion für das Logistikunternehmen DHL entworfen: Neuigkeiten aus der Welt der schönen Dinge.

Von Anne Goebel und Julia Rothaas

(Foto: Freifrau)

Wer Mode macht, kann nicht unbedingt aus dem Stand ein Auto entwerfen - eine Oldtimer-Rückbank schon eher. Perret Schaad, das Designer-Duo aus Berlin, hat ein Einrichtungsstück kreiert, das jedenfalls stark an die Optik nostalgischer Hecksitze erinnert: Die Bank Amelie, fest im Programm der Möbelmanufaktur Freifrau, ist in der Perret-Schaad-Edition mit altrosa Wollstoff bezogen - eine der dezenteren Nuancen aus der Pink-Familie. Man könnte aber auch an ausgebleichtes Gewebe denken, durch das Rückfenster zu oft sonnenbeschienen auf Autofahrten in den Süden. Dass Stoff dicht auf der Haut aufliegt, egal ob wir darauf sitzen oder ihn anziehen, ist für Johanna Perret und Tutia Schaad die Gemeinsamkeit von Mode und Möbeln. "Beide sind ganz nah am Menschen." Wie man Textil in besondere Form bringt, wissen sie aus ihrer Arbeit an den Kollektionen - und haben Amelie eine Längs- und Quersteppung verpasst, die das Gefühl einer Kutschierfahrt durch das eigene Wohnzimmer noch verstärkt (freifrau.eu).

(Foto: PR)

Kaum ein Thema dürfte die Weltgemeinschaft der Tüftler in den vergangenen Jahren so vereint haben wie Do It Yourself. Die Selbstmacher-Fraktion trifft sich auf Instagram, Dawanda oder im Baumarkt und bastelt sich die Finger wund wie zuletzt im Kindergarten. Wer sich abheben will von der DIY-Crowd, muss sich schon etwas einfallen lassen. Wie wäre es mit einem Hammer von Hermès? Im Pariser Concept Store Petit h kann man noch bis zum 17. Februar Haushaltswaren der Luxusmarke kaufen: Schraubenzieher, Wasserwaagen, Maßband und Nägel. Aber auch bunte Schuhputzbürsten, Staubwedel und Flaschenöffner. Die Utensilien sind selbstverständlich unbezahlbar teuer, aber fürs gute Gewissen aus Lederresten der Kelly- und Birkin-Taschen gefertigt (Petit h, 17, Rue de Sèvres, Paris).

K-Beauty, das sind Tuchmasken, mit denen man aussieht wie ein Pandabär, oder Essenzen aus Bienengift, Schlangenextrakt und Schneckenschleim. Die Pflegeprodukte aus Südkorea haben in den vergangenen Jahren den Schönheitsmarkt dominiert. Doch jetzt gibt es Konkurrenz aus dem Nachbarland: J-Beauty. Die weitaus zurückhaltenderen Japaner setzen bei ihrer Offensive zwar auf weniger Produkte und dezentere Verpackung, wollen aber mit Technologie punkten und Inhaltsstoffen wie Honig, Tofu, weißer Eispilz. Branchenexperten sehen die Pflegereihen aus Japan bereits als Trendwende auf dem Beauty-Markt: Weg von den bunten Instant-Produkten aus Südkorea, hin zu den Schönheitsritualen der Japanerinnen. Für den westlichen Markt funktioniert beides nach demselben Kaufanreizsystem: Klingt exotisch, wird also ausprobiert.

(Foto: PR)

Gibt es irgendetwas, das gerade neu aus London kommt und nicht "sustainable" ist, also grün und nachhaltig? Gut so! Herzogin Kate unterstützt eine Initiative für nachhaltige Mode, bei der - das ist wohl der royal patriotische Anteil der Idee - Designer aus den 52-Commonwealth-Staaten ihre Arbeiten vorstellen dürfen. Und nun das ökologisch korrekte Duftgeschenk zum 14. Februar: Die parfümierte Kerze "Blush" von Evermore London kombiniert Flieder, Ylang-Ylang und Wacholder. Auch die "Valentine's candle" besteht, wie alles aus dem Atelier von Sarah Deane, aus Bio-Kokosnusswachs, Duftstoff ohne Toxin und ätherischen Ölen (evermorelondon.com).

Moschino und McDonald's. Balenciaga und Ikea. Beispiele für Kooperationen zwischen Luxusfirmen und Herstellern von Alltagsware gibt es zuhauf. Die Fallhöhe beziehungsweise deren ironische Auflösung gilt als furchtbar schick. Die Liebesgeschichte zwischen Vetements und dem Logistikunternehmen DHL begann 2015, das Ergebnis war ein rot-gelbes T-Shirt mit dem Firmenlogo. Nun hat das Pariser Kultlabel eine DHL-Mini-Kollektion auf den Markt gebracht: Shirts, Socken, Kappen und ein Rock, der aussieht wie ein verkehrt herum getragenes T-Shirt. Alles ganz DHL. Präsentiert wurde die Kollektion vor ein paar Tagen am Flughafen Leipzig, einem von drei DHL-Luftfrachtdrehkreuzen. Während Vetements so dezent wie möglich mit dem Projekt umzugehen weiß, verursacht der Ausflug in die Modewelt bei den Paketzustellern großes Herzklopfen. "Rot und Gelb kommen niemals aus der Mode", heißt es in einer Pressemitteilung. "Die Kollektion kehrt an den Ort ihres Ursprungs zurück." Oder: "Mit unseren flexiblen Fashion-Logistiklösungen unterstützen wir Modeschöpfer dabei, sich zu etablieren." Da kann man noch so lässig angezogen sein, solche Sätze zerknittern jede Coolness.

© SZ vom 10.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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