Sonja Zekri:Unter Taliban

Sonja Zekri ist Leiterin des Feuilletons. (Foto: N/A)

Nach Huhn, Lamm und Linsen kommt der Gotteskrieger zur Sache. Er suche eine Zweitfrau, klug und stark wie die Frauen des Propheten. Ob sie, Souad Mekhennet, deutsche Tochter einer Türkin und eines Marokkaners, vielleicht Interesse habe? Den meisten wäre da das Rosinentörtchen aus der Hand gefallen, aber die Journalistin zieht sich formvollendet aus der Affäre: Über ihre Heirat entschieden einzig ihre Eltern, sagt sie, was gelogen war, aber nach pakistanischen Maßstäben unschlagbar. Mekhennet ist Dschihadisten, Geheimdienstlern, kurz, den Abgründen der islamischen Welt, so nahe gekommen wie kaum jemand - im Irak und in Libanon, Algerien und Ägypten. Ihr Buch mit dem zugegebenermaßen behämmerten Titel "Nur wenn du allein kommst " (C. H. Beck, 384 Seiten, 24,90 Euro) ist mehr Autobiografie als Mentalitäts- oder Politikgeschichte. Doch gerade weil sie, die deutsche Muslima, in Deutschland wie in der islamischen Welt immer Vertraute und Fremde zugleich ist, gelingen ihr seltene Einsichten. Manche sind heiter, andere schwer erträglich: Auch Taliban-Kommandeure wollen Liebe.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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