Peter Richter:Romantisch

Peter Richter ist Korrespondent des Feuilletons in Berlin. (Foto: N/A)

Mit Roland Barthes' "Fragmente einer Sprache der Liebe" in der neuen erweiterten Ausgabe (Suhrkamp, 399 Seiten, 24,95 Euro) sollte man zu Weihnachten eigentlich nichts falsch machen können. Erstens war Barthes insofern der Santa Claus unter den französischen Denkern, als ja immer die Frage war, was er als nächstes Hübsches aus seinem Sack zaubern würde. Zweitens ist diese Enzyklopädie im Prinzip selbst ein Roman, und zwar ein maximal romantischer (siehe: "Liebe"; siehe aber auch: "Fragmente"). Drittens war das vor vierzig Jahren schon ein Bestseller, was viertens auch daran liegen mag, dass man das Buch nicht mal durchlesen muss, sondern genauso gewinnbringend einfach auch nur drin herumlesen kann, wobei man fünftens in dieser Ausgabe auch die Apokryphen nachgereicht bekommt, also diejenigen Fragmente, die Barthes aus der kanonischen Fassung wieder gestrichen hatte, die aber auch sehr anrührend sein können. Sechstens: Heißt es Fest der Liebe oder heißt es nicht Fest der Liebe? Und auch, wenn Barthes, siebtens, unter dem Begriff weniger die paar Tage Waffenstillstand in der Familie verhandelt hat, sondern vielmehr das durchaus handfeste Begehren gleichen Namens, dann ist unabhängig davon, welche Körperteile da sonst noch im Spiel sein mögen, bei Barthes, achtens, immer wunderbar klar, dass die Sache zu allererst im Kopf zu Hause ist, wo sie ja auch am meisten anrichtet: "Der Liebende ist ganz Diskurs."

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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