Möbeldesign:Super Design

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Nachdem die Möbelmesse in Mailand länger pausieren musste, meldet sich die Branche zurück.

Von Max Scharnigg

Es war eine mit Spannung erwartete Ausnahme, die für Anfang September in Mailand angekündigt worden war: Um die zwei coronabedingt ausgefallenen Ausgaben des "Salone del Mobile" zu ersetzen, sollte es einen "Supersalone" geben - mit neuem Konzept und veränderten Vorzeichen zwar, aber doch als lang ersehntes Treffen einer Branche, die unter Corona wirtschaftlich nicht allzu sehr gelitten hatte. Tatsächlich war diesmal vor Ort vieles anders als sonst bei der größten Möbelmesse der Welt: Statt zwölf wurden nur vier Messehallen geöffnet, und statt Stände mit der Größe von zwei Tennisplätzen aufzubauen, mussten sich alle Marken bei der Präsentation mit einem schmalen Schaufenster-Streifen begnügen. Großartig inszenierte Wohnwelten fielen damit flach, und bei manchen der großen Hersteller sah die Produktschau ohne opulente Kulisse recht nüchtern aus: Sofa, Stuhl, Tischchen - das war's. Etliche wichtige Unternehmen wie etwa Vitra waren gar nicht erst zum Supersalone angetreten, auch viele skandinavische und britische Firmen (und Journalisten) fehlten. Andere Marken stellten nur in ihren Showrooms in der Stadt aus. Dass es dort in den Palazzi, Hinterhöfen, Galerien und sonstigen Ausstellungsorten die spannenderen Inszenierungen zu sehen gibt als in den Messehallen, ist seit Jahren kein Geheimnis. Nicht umsonst konnte sich der "Fuorisalone", so heißt das Stadtprogramm, das parallel zur Messe stattfindet, in manchen Vierteln zu einer regelrechten Design-Fußgängerzone auswachsen. So mancher munkelte dort dann auch bei einem der wenigen Cocktailempfänge, dass die Messehalle vielleicht ganz ausgedient hätte. So weit aber wird es nicht kommen, denn kaum eine Branche ist derart aufs Anfassen, Fühlen und Probesitzen angewiesen wie die Einrichter, Architekten und Stylisten. Schließlich, was nützt das Sofa als virtuelle Idee? Lichtblick für die vom stetem Maskentragen und Impfnachweisen doch gehemmte Partystimmung war die Personalie Maria Porro: Die 37-Jährige war zwei Monate zuvor ziemlich überraschend zur ersten Präsidentin des Salone gewählt worden und präsentierte sich bei der Eröffnung als pragmatische Erneuerin. Porro ist Spross eines italienischen Möbelherstellers, hat sich aber auf Bühnenbau spezialisiert. Damit dürfte sie für das nächste Ausstellungskonzept bestimmt ein paar Verbesserungsvorschläge haben. Viel Zeit ist nicht, schon in einem halben Jahr soll der reguläre nächste Salone stattfinden.

© SZ vom 11.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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