Der Rest vom Sommer
Der Jahrhundertsommer ist vorbei, und es kommt uns jetzt schon schweinekalt vor, obwohl die Sonne noch scheint. Je größer der Kontrast zwischen vergangenem Sommer und kommendem Winter, desto größer ist auch die Versuchung, gleich aufzugeben und den Kopf in schwarzgraue Daunenmäntel zu stecken. Deshalb hier ein inspirierender Look, an dem es absolut nichts auszusetzen gibt: das geblümte Kleid von Superinfluencerin, Stylistin und Millionärsgattin Giovanna Battaglia. Es ist von Gucci, der Schnitt erinnert an die Vierzigerjahre und eignet sich, zumindest für Modeleute mit Normalgröße 34, hervorragend als Umstandsmode (Signora Battaglia erwartet ihr erstes Kind). Das Ganze wirkt nicht besonders modern, aber darum geht es bei Blumendrucken nie. Denn macht dieser wandelnde Rosenbusch in Kombination mit kiloschwerem Strassbehang nicht unfassbar gute Laune? Was wir damit sagen wollen: Statt jetzt darüber nachzudenken, was man für die neue kalte Saison braucht (schwarzer Pulli), wäre es viel schlauer, zu kaufen, wovon man träumt - blühende Blumen auf Seide! Die wärmen zwar ziemlich sicher nicht die Nierengegend, aber dafür umso mehr das Herz, was das im Winter getragene Blumenkleid zum modischen "Frederick die Maus" macht, dem Held aus dem gleichnamigen Kinderbuch, der die anderen mit seinen Geschichten von Licht und Wärme über den Winter rettet. Das überteuerte Blumenkleid ist also in Wahrheit eine sinnvolle Anschaffung - in der Not einfach ein bisschen Daune drüberschichten. Julia Werner
Ein blühender Mann
Bei diesem jungen Mann handelt es sich um den Schauspieler Timothée Chalamet, der spätestens seit dem Sommer als der neue Süßboy der Branche gehandelt wird. Die Entwicklung wurde durch Chalamets Rollen in den Filmen "Beautiful Boy" und vor allem "Call Me by Your Name" beschleunigt, einer stilvollen Coming-of-Age-Geschichte, die in einem italienischen Sommer zu Beginn der Achtzigerjahre angesiedelt ist. Schon wegen der federleichten Prep-Mode, die die schönen Herren durch verwilderte Gärten tragen, Lacoste-Terry-Shirts und ausgebleichte Chinos von Ralph Lauren, ist der Film sehenswert. Und natürlich ist er auch sehr romantisch, was man Timothée Chalamet ja schon qua Name abkauft. Der Sohn eines Franzosen und einer Amerikanerin verfügt über eine relativ unwiderstehliche Mischung aus französischem Wuschelnuschel-Look und Ostküsten-Charme. Genau für so einen 22-jährigen, nicht ganz greifbaren Mann wurde der hier gezeigte Anzug von Alexander McQueen geschneidert. Es gibt jedenfalls nicht viele Typen, die ihn mit solchem Gewinn tragen könnten. Eine filigrane Blütenranke als Schärpe und einziger Schmuck - an einem gestandenen Mann wäre das ebenso seltsam wie an einem zu wilden Knaben. Nein, es muss schon jemand sein, der gerade ebenso filigran aufblüht. Es ist nur ein kurzer Zeitraum, in dem Männer zwischen zart und hart schweben, und nur wenige können diesen weichen Style konservieren, Jared Leto etwa. Timothée Chalamet hat ihn zumindest schon mehrfach auf Film verewigt. Max Scharnigg