Kurz gesichtet:Wie die Sonne

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Der Pineapple Sneaker von Boss und Gradient, eine Lampe, die so tut, als würde das Sonnenlicht schön langsam durchs Zimmer wandern.

Von Anne Goebel, Marten Rolff, Julia Rothhaas, Silke Wichert

(Foto: PR)

Keine Woche vergeht, ohne dass eine Modefirma verkündet, künftig einen Teil der Kollektion aus recycelbaren Materialien herstellen zu wollen. Sei es aus leeren PET-Flaschen, Apfelschalen oder Fischernetzen, die herrenlos im Meer treiben. Nun hat die Ananas ihren Auftritt. Der Pineapple Sneaker von Boss für Männer wird aus "Piñatex" hergestellt, einem Material aus Ananasblätter-Fasern. Die Pflanzen werden dafür nicht extra angebaut, sondern die Blätter als Beiprodukt auf Plantagen aufgelesen. Der schlichte Turnschuh ist mit seiner recycelten Sohle auf Polyurethanbasis 100 Prozent vegan (250 Euro).

Wenig Make-up, dafür knallrote Lippen - so präsentiert sich die französische Schauspielerin Chloë Sevigny bei Auftritten am liebsten. Früher hieß ihre große Liebe noch "Lady Danger" (von MAC), weiter ging es mit "Foreplay" (von Laura Mercier), doch jetzt steht sie auf "Chloë 01". Der Name des Lippenstifts mag weniger aufregend klingen, das Produkt ist es aber schon. Gemeinsam mit der Firma La Bouche Rouge entschied sich Sevigny für eine Farbe in mattem Rot-Orange. Die Produkte des französischen Familienunternehmens kommen in schwarzen Lederetuis statt Hülsen aus Plastik, die Farben lassen sich so wieder auffüllen.

(Foto: PR)

Die deutsche Schmuckdesignerin Lilian von Trapp ist international auf Erfolgskurs - mit zugkräftiger Unterstützerin: Schauspielerin Emma Watson wurde mehrfach mit Stücken der Berlinerin gesichtet. Zuletzt trug Watson bei den britischen Bafta-Filmawards eine Kette aus Gold und neun kleinen Diamanten. Ein Collier der zierlichen Art, wie alle Arbeiten von Trapps. Da ist es umso besser, wenn ein prominenter Name dabei hilft, nicht übersehen zu werden. Dem britischen Star fühlt sich die Designerin auch weltanschaulich verbunden. Watson gilt als Vorkämpferin für Frauenrechte und engagiert sich für Umweltschutz. Lilian von Trapp verwendet für ihre Entwürfe recyceltes Gold und Vintage-Diamanten. So viel Nachhaltigkeit kommt bestens an in Hollywood - praktischerweise basiert die aktuelle Kollektion "Odyssey" auf Eindrücken aus Los Angeles (lilianvontrapp.com).

Viele schwärmen von sonnendurchfluteten Räumen, doch die Realität in den nachverdichteten Städten und in mit Jalousien verkleideten Büros sieht anders aus. Mit ihrer Lampe "Gradient" möchte die Designerin Sofia Souidi wenigstens ein bisschen Sonne leuchten lassen. Die Lampe mimt dafür das Licht, das durchs Fenster scheint, und schiebt den Kegel langsam durch den Raum, der auch seine Farbe verändert. Eben so, als ob Sonnenstrahlen durchs Zimmer wandern würden. Für diese Arbeit wurde die Berlinerin anlässlich der Design Week in Mailand mit dem Award "ein&zwanzig" ausgezeichnet.

Es gibt ja viele Designer, die einen eigenen Stil entwickeln. Aber nur wenige, die gleich eine ganze Welt dazu entwerfen: Bei Ralph Lauren sieht man stets wahnsinnig gut aussehende Menschen, in wahnsinnig frischen Sachen, an wahnsinnig schönen Locations - und schon fühlen sich wahnsinnig viele Menschen darin zu Hause. Dieses Jahr feiert die Marke ihr 50-jähriges Bestehen. Es ist also ganz schön lange her, dass ein junger Mann aus der Bronx einen Kredit aufnahm, um unter dem Namen "Polo" erst Krawatten und dann seine erste eigene Herrenlinie auf den Markt zu bringen. Anlässlich des runden Geburtstags zelebriert das amerikanische Label jetzt eine ihrer größten Ikonen: das weiße Poloshirt, legendärer Klassiker und ewiger Bestseller. Auf den neuen Kampagnenbildern sieht man also wahnsinnig schöne Menschen, in wahnsinnig ... , na, wie gehabt eben.

Tokio hält mehr Michelinsterne als Paris und gilt vielen als Weltgourmethauptstadt. Seit Jahren pilgern Europas Spitzenköche nach Japan, um sich inspirieren zu lassen: die Saisonalität des Kaiseki-Menüs, die Teezeremonie, die Perfektion der Produkte. Zu schwärmen gibt es viel, aber sich dem anspruchsvollen japanischen Publikum zu stellen, ist eine andere Sache. Abgesehen vom Drei-Sterne-Koch Heinz Beck, der in der japanischen Hauptstadt ein italienisches Lokal betreibt, aber nicht dort lebt, hat das noch kein deutscher Koch gewagt. Thomas Frebel, der bis März als Souschef von René Redzepi die renommierte Testküche im Kopenhagener "Noma" leitete, eröffnet Ende Juni in der Innenstadt von Tokio sein eigenes Restaurant. Gekocht wird nordisch, inspiriert von japanischen Produkten. Tokio? "If you can make it here, you'll make it anywhere", so singen die Gastrokritiker.

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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