Kurz gesichtet:Schön gehaltvoll

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Mode und Design mit Aussage: Als Gegenbewegung zu Melania Trumps "I don't care"-Parka hat sich ein Trend entwickelt - der weiße "I care"- Slogan auf Khakijacken. Der Südafrikaner Porky Hefer hat Sitzmöbel entworfen, die an aussterbende Tierarten erinnern.

Von Anne Goebel und Silke Wichert

Botschaften auf Motto-Jacken oder -Shirts waren bisher eine eher harmlose Angelegenheit. Jetzt bekommt der Trend eine Brisanz jenseits von Fashionblogs und angeblichen Must Haves: Protest gegen die Politik der Trump-Regierung trägt man neuerdings als Slogan auf dem Leib. Zu dem befremdlichen Parka mit der Aufschrift "I really don't care, do you?" (Mir ist das wirklich egal, und euch?), den Melania Trump beim Besuch eines Flüchtlingsheims trug, formiert sich eine Gegenbewegung. Auf Instagram und Co kann man massenhaft Bilder von Menschen sehen, die sich auf Jacken und Shirts den Schriftzug "I care" gemalt haben. So schön un-egal kann Mode sein.

Diese modernen Royals - erst heiraten sie reihenweise Bürgerliche, dann nehmen sie auch noch ganz bürgerliche Jobs an. Prinz Nikolai von Dänemark modelt jetzt also ganz offensichtlich. Vergangene Woche eröffnete der 18-Jährige die Präsentation von Dior Men, eine der wichtigsten Schauen der Männerwoche in Paris. Eine Hommage des neuen Designers Kim Jones an seine dänische Mutter - aber natürlich auch ein hübscher PR-Coup. Royals sind ja immer irgendwie die Krönung einer jeden Sache. Monacos Charlotte Casiraghi modelt gerade für Saint Laurent, Dianas Nichte, Lady Kitty Spencer, lief im letzten Frühjahr für Dolce & Gabbana. Nikolai von Dänemark hat bereits für Burberry gearbeitet, und sein Gesicht dürfte man in Zukunft wohl noch häufiger sehen. Als siebter in der Thronfolge wird er nämlich keine Apanage vom Hof bekommen und wird von seinen Eltern, wie es heißt, nur bis zum Ende seiner Ausbildung unterstützt. Ganz die harte, bürgerliche Realität.

Kussmund und arabische Ornamente: Von der Berliner Designerin Leyla Piedayesh gibt es in diesem Sommer zum ersten Mal Bademode. Zu der kleinen Kollektion des Labels Lala Berlin gehören ein schwarzer Bikini mit aufgedruckten bunten Lippen und eine Sonnenkappe aus Bast. Die passenden Strandtücher und Baumwolltaschen sind geometrisch gemustert: Mit dem Kufiya-Print, der an die Kopfbedeckung in arabischen Ländern erinnert, ist die Marke der heute 47-jährigen Designerin bekannt geworden, Anklänge daran finden sich in vielen Entwürfen. Zuletzt gab es Aufregung um die Verwendung des sogenannten Palästinensertuchs in der Mode. Die amerikanische Ladenkette Anthropologie musste einen Stoffbeutel im Kufiya-Muster aus dem Sortiment nehmen - auf Twitter hatte es massive Proteste wegen "kultureller Aneignung" gegeben. Das ist im Fall der Berliner Tasche nicht zu befürchten. Die Deutsch-Iranerin Piedayesh wurde in Teheran geboren.

Endangered Collection heißt das jüngste Projekt des Designers Porky Hefer - eine Möbelserie, die vom Aussterben bedrohte Spezies darstellt. Die Sessel und von der Decke hängenden Sitze bestehen aus weichem Material, anschmiegsam wie Plüschteddys, und sind fünf Tierarten aus der freien Wildbahn nachempfunden: Gorilla, Faultier, Eisbär, Blauwal und weißem Hai. Der Südafrikaner Hefer möchte mit dem Großwild zum Ausruhen nicht nur ungewöhnliche Einrichtungsobjekte schaffen - zum aktuellen "Urban Jungle"-Trend passen sie ideal -, sondern auch auf die weltweite Gefährdung der Fauna aufmerksam machen. Die Polstersitze bestehen aus Recycling-Material und wurden in Zusammenarbeit mit Kunsthandwerk-Betrieben in Kapstadt gefertigt. Nach der Premiere auf der Messe Design Miami/Basel in der Schweiz plant Hefer nun, die Kollektion in Serie gehen zu lassen. Mit ihr unterstützt er Umweltschutzorganisationen (animal-farm.co.za).

Luxusmarken haben ein Auge auf Männer geworfen. Nach einer Analyse der Agentur Reuters richten große Couture-Häuser ihre Marketingstrategien zunehmend darauf aus, männliche Käufer zu gewinnen. Teure Herrenmode hat sich demnach zum rasant wachsenden Segment entwickelt - nicht zuletzt deshalb, weil die Dresscodes lockerer werden. Ein Designer-Kapuzenpulli oder -Rucksack ist heute auch für Kunden interessant, die früher ihr Geld vor allem für standesgemäß kostspielige Anzüge ausgegeben haben. Um für junge Käufer attraktiv zu sein, setzen die Firmen auf öffentlichkeitswirksame Namen. Zuletzt hatte Louis Vuitton den Ex-DJ Virgil Abloh zum Kreativchef der Herrenlinie ernannt, sein Debut vor einer Woche in Paris wurde gefeiert. Und Balenciaga gab bekannt, dass die Marke mit Männern und Millennials zunehmend gute Geschäfte macht.

© SZ vom 30.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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