Kurz gesichtet:Frühlingspotpourri

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Eighties Revival bei Ganni, Kleider aus Kaffeesatz von der Firma Schöffel, Neubesetzung der Männerlinie bei Dior, die Erfüllung eines Kindheitstraums mit dem Design von Ballettkostümen und eine Modefotografen-Autobiografie.

Von Anne Goebel und Julia Rothhaas

(Foto: PR)

Pastellfarben waren omnipräsent in den Achtzigern, von Aerobic-Stulpen bis zu Madonnas Spitzentops. Und Denimjacken hatten gern Kastenform, damit die todschicken Karottenjeans auch zur Geltung kamen. Das dänische Label Ganni hat die Stilkunde der Eighties jetzt ins 21. Jahrhundert übersetzt für seine erste Denim-Kollektion. Designerin Ditte Reffstrup arbeitete für die Jeans in bequemer Weite und die Bauchfrei-Jacken in Weiß, Hellgelb und Soft-Rosa mit der schwedischen Textilmanufaktur Magniberg zusammen. Sie beliefert auch Acne oder Givenchy mit besonders strapazierfähiger Baumwolle. Diese Teile hätten wahrscheinlich auch Madonna Louise Ciccone gefallen, als sie gerade mit "Like a Virgin" groß herauskam ( ganni.com).

Mit Kaffeesatz kann man Rosen düngen, Spülbecken scheuern, Haare glänzen lassen. Dass man daraus auch Kleider machen kann, beweist nun die Firma Schöffel mit ihrer Kollektion für Frühjahr/Sommer 2018. Der Vorteil von recyceltem Kaffee als Beigabe zu Textilien: Jacken und T-Shirts können mithilfe der sogenannten P4DRY-Technologie Gerüche neutralisieren und schneller trocknen. Dafür wird das Material zum Beispiel bei der Jacke Neufundland1 auf der Innenseite als Print aufgebracht. Für die T-Shirts und Tops wird der umgewandelte Kaffeesatz hingegen direkt in den Stoff eingearbeitet.

Pelzige Knospen, zaghafte Blüten: Die Sehnsucht nach dem Frühling könnte Ende März nicht größer sein. Doch jetzt muss man tapfer sein, das mit dem Frühling dauert halt einfach noch. Ein bisschen Trost spendet der Stamp Garden von Coralie Bickford-Smith: 25 kleine Stempel drücken Blüten, Blätter, Stiele aufs Papier. Sogar eine Biene ist dabei. Mit den beiliegenden Stempelkissen in Grün und Rosa erstellt man sich ein Bouquet oder eine Blumenwiese, die das letzte Stück Winter vergessen lassen (über papress.com).

Am schnellen Takt der Mode gemessen ist er ein Fels in der Brandung. Ganze elf Jahre verantwortete Kris van Assche bei Dior die Männerlinie. Jetzt räumt der Designer seinen Posten - aber das liebste Spiel der Branche, die Spekulation über potenzielle Nachfolger, währte nicht lange. Flugs wurde der neue Kreativchef bekannt gegeben: Kim Jones, ehemals für die Herrenkollektion bei Louis Vuitton verantwortlich. Der Belgier van Assche gilt als smarter Verjünger, der einerseits mit Streetwear-Elementen oder dem Dior Homme BMX-Rad eine neue Klientel anzusprechen verstand. Gleichzeitig hielt er die hohe Schneiderkunst des Hauses hoch, etwa mit einer Neuauflage von Christian Diors 1947 entworfenem Klassiker "Bar Jacket", einem akkurat geschnittenen Blazer mit enger Taille. Nach Angaben des Dior-Mutterkonzerns LVMH soll der 41-Jährige im Unternehmen bleiben. Seine neue Funktion blieb zunächst offen.

(Foto: Corbis Entertainment/Getty Image)

Schon als Kind war er von der Anmut der Tänzer fasziniert, jetzt setzt der britisch-kanadische Designer Erdem Moralioğlu seine Begeisterung für Ballett auf der Bühne um: Für die Aufführung "Corybantic Games" im Royal Opera House in London hat er die Kostüme entworfen. Die Frauen tragen transparente Tutus und weiße Korsagen mit schwarzen Samtgurten, dazu hochgeschnittene Höschen mit dem Charme von Fünfzigerjahre-Unterwäsche. Die Männer steckt Erdem in champagnerfarbene Hosen, um die Oberkörper schlingt er ebenfalls dunkle Bänder. "Dass jemand imstande sein muss, das Bein über den Kopf zu heben, habe ich bei meiner letzten Kollektion nicht bedenken müssen", sagte er der britischen Vogue.

Bill Cunningham, legendärer Modefotograf der New York Times, hat ein überraschendes Vermächtnis hinterlassen: ein autobiografisches Manuskript. Das Buch des 2016 gestorbenen Amerikaners, der für seine Straßenfotos berühmt wurde, soll unter dem Titel "Fashion Climbing" bei Penguin erscheinen. Es erzählt nach Angaben des Verlags von Cunninghams Kindheit in Boston, vom Hutsalon, den er als knapp 20-Jähriger in New York eröffnete und der Laufbahn als Pressefotograf. Cunningham war bis ins hohe Alter meist per Fahrrad durch Midtown Manhattan unterwegs und fotografierte spontan Passanten. "Die beste Modenschau findet auf der Straße statt", sagte er. "Das war immer so und wird immer so bleiben."

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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