Kurz gesichtet:Erstklassig

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Stark: Eine Ausstellung ehrt die Gestalterin Gae Aulenti. Stärker: Shirts und Poster von Fotografinnen zum Weltfrauentag.

Von Anne Goebel und Silke Wichert

Der Weltfrauentag am 8. März ist so etwas wie der neue Valentinstag der Modebranche. Es gibt Sonderkollektionen, die Online-Boutique Net-a-porter verkauft in Kooperation mit Designerinnen wie Stella McCartney und Isabel Marant feministische Statement-T-Shirts mit Aufdrucken wie "You go girl". Die Marke & Other Stories, zum Hennes&Mauritz-Konzern gehörig, geht einen etwas anderen Weg. Sie lud neun Fotografinnen ein, sich zu fotografieren - weil Selbstdarstellung ja auch etwas Positives sein kann, wenn man bewusst die Linse auf die eigene Geschichte richtet. Die Selbstporträts von Fotografinnen wie Gia Coppola oder Grace Bukunmi (im Bild) sind als Poster erhältlich, sämtliche Erlöse gehen an die Organisation Care, die gegen Armut bei Frauen und Mädchen kämpft. Für jedes Selfie, das Kundinnen auf Instagram mit #herimageherstory taggen, wird zusätzlich ein Euro gespendet. Und noch eine Nachricht aus dem schwedischen Unternehmen: Die Designer-Kooperation von H&M und Johanna Ortiz setzt auf Bohème-Looks. Die floral gemusterten Kleider der kolumbianischen Modeschöpferin fallen angenehm locker - es muss nicht immer das hautenge Latina-Dress à la J Lo sein (ab 12.März in H&M-Geschäften und online).

Sie hat Tag und Nacht gelesen, war permanent auf Reisen, rauchte ständig: Gae Aulenti war keine typische Italienerin ihrer Zeit, sondern eine Powerfrau, lange bevor es das Wort gab. Seit ein paar Jahren erhält die 1927 geborene Gestalterin die Aufmerksamkeit, die sie verdient - aktuell mit einer Ausstellung im Vitra Design Museum: Gae Aulenti. Ein kreatives Universum heißt die Schau in Weil am Rhein. Sie versammelt 35 Objekte aus dem Schaffen der Süditalienerin mit dem Cäsaren-Haarschnitt, dazu Fotos, Skizzen, Dokumentarfilme. Die 2012 gestorbene Aulenti zählt zu den bedeutendsten Architektinnen und Designerinnen der Nachkriegszeit und trug in einem von Männern beherrschten Metier zum Erfolg Italiens im Produktdesign bei - zum Beispiel mit der sonnigen Gartenmöbel-Reihe "Locus Solus" von 1964 (im Bild). International bekannt wurde sie in den Achtzigern mit einem Mammutprojekt in Paris: der Umbau eines ehemaligen Bahnhofs zum Musée d'Orsay (Ausstellung bis 11.Oktober, design-museum.de).

Menschen jenseits der 35 erinnern sich vielleicht noch: Es gab mal Zeiten, in denen Jeans nur Levi's, Lee oder Wrangler hießen. Dann kam vor 20 Jahren die amerikanische Marke mit dem seltsamen Namen 7 For All Mankind und löste das Segment der "Premium Jeans" aus, was neue Schnitte, vor allem aber Premium-Preise bedeutete. Denim wurde zum Luxusgut, die Berliner Messe Bread & Butter musste sich ständig vergrößern, um alle neuen Marken unterzukriegen. "7 For All Mankind" gibt es immer noch, seit kurzem mit dem Kreativdirektor Simon Spurr. Gerade wurde in Berlin ein neuer Laden auf dem Kurfürstendamm eröffnet. Den Namen wählten die Gründer damals, weil laut Untersuchungen jeder US-Bürger durchschnittlich sieben Paar Jeans besaß. Heute sind es bei Amerikanerinnen 8,5, genau so viele wie bei deutschen Frauen.

(Foto: Izipizi)

Der Hauptzweck von Sonnenbrillen? Dass sie Laune machen - ob nun die Sonne tatsächlich scheint oder man sie aus Vorfreude aufsetzt, sobald der Himmel aufklart. Wenn dann noch gutes Design und ein guter Name dazukommen, laufen die Geschäfte - zum Beispiel bei Izipizi aus Frankreich. Ob das Label auf den sorglosen Begriff "easy peasy" anspielt oder die drei Gründer aus Lyon das Lied vom "itsy bitsy Bikini" im Sinn hatten, spielt keine Rolle. Der Markenname ist jedenfalls einprägsam, und die schnörkellosen Leichtgewicht-Brillen sind weltweit erfolgreich. Was auch an den moderaten Preisen liegt. Die neue Frühlingskollektion "Bloom" mit zartfarbigen Gestellen gibt es auch für Kinder (ab 25 Euro, eu.izipizi.com).

Das ging flott: Vor sechs Wochen gab Jean Paul Gaultier, einer der großen französischen Couturiers, mit gewohnt ironischem Pomp seine Abschiedsshow. Jetzt wurde bekannt, wie es weitergeht mit der Marke: Jede Saison wechselnde Kollegen sollen künftig die Kollektionen des Hauses verantworten. Den Gastdesigner-Auftakt macht die Japanerin Chitose Abe, Chefin des Labels Sacai. Die JPG-Parfums bleiben ohnehin auf dem Markt. Ein typisch koketter Gaultier-Schachzug, der 67-Jährige zieht sich zwar zurück, schwebt aber über allen - als eine Art Übervater der Pariser Mode.

© SZ vom 07.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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