Kurz gesichtet:Doppelte Renaissance

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Der Brutalismus wird gerade neu entdeckt, dazu passende Vasen aus Berlin. Und: Die Latzhose kommt wieder, am besten aus Denim.

Von Anne Goebel und Silke Wichert

(Foto: PR)

Brutalismus ist gerade sehr schick. Eine Ausstellung in Frankfurt feiert den klobigen Architekturstil, und wenn irgendwo ein Betongebäude aus den Sechzigern nicht mehr zu retten ist, gibt es wehmütige Abschiedsgesänge in Baumagazinen. Wer zu den Anhängern des rauhen Stils gehört, kann sich im kleinen damit zuhause einrichten. Es gibt Sofatische aus Stein, zum Beispiel von Safavieh, Teppiche mit schmutzgrauem Krakelmuster (Louis De Poortere). Auch die Berliner Künstlerin Maïa Beyrouti knüpft mit ihren grob gefurchten Vasen der Serie "Objet Brut" an den Sichtbeton-Trend an. Nicht nur begrifflich, sondern auch in der Formensprache - und mit der ungeglätteten Oberfläche. Das Modell "Small Lantern" besteht aus Terrakotta und weißem Ton und ist innen glasiert (moiostudio.com).

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Prinzessin Diana trug sie nur in Weiß, natürlich inmitten royaler Blumenrabatten - jetzt ist die Latzhose auch für Normalsterbliche wieder da, und zwar ohne neckische Gärtnerinnenpose. Auf den Laufstegen haben die Designer schon seit ein paar Saisons ihre Liebe zu der nicht immer vorteilhaft sitzenden Kluft entdeckt. Bei Balmain gab es Hochglanzstücke aus Lackleder, Paul&Joe zeigten samtige Varianten. Was dann am Ende auf den Straßen ankommt, ist ja meistens weniger spektakulär, in diesem Fall: denimblau. Als klassische Bluejeans machen sich die Dungarees (englisch für Latzhose) am besten, weil es schon schwierig genug ist, mit dem kindlich wirkenden Kleidungsstück einen erwachsenen Look hinzubekommen. Das Londoner Label M.I.H.Jeans hat sein Modell "Tribe" genannt (im Bild), günstigere gibt es bei allen Fast-Fashion-Ketten. Dass die Latzhose wieder gefragt ist, könnte auch mit der weltpolitischen Lage und unserem Gefühl von Unsicherheit zu tun haben. Da wirken Kleinmädchen-Outfits tröstlich naiv - so wie Shirley Temple während der großen Depression Amerika vom Elend ablenkte, übrigens gern in Lätzchen-Jeans.

Vor einem Monat beging Victoria Beckham das zehnjährige Bestehen ihres Labels mit einer Show in New York - von angestrengtem Posh-Spice-Sexappeal ist in ihren Kollektionen längst nicht mehr viel zu sehen. Der ehemalige Popstar hat sich von der Fußballergattin mit Faible für allzu Körpernahes zur ambitionierten Designerin entwickelt. Jetzt hat das Unternehmen eine viel bestaunte Personalie bekannt gegeben: Der Branchenveteran Ralph Toledano, 66, ist neuer Vorstandsvorsitzender der Marke Victoria Beckham. Damit hat sich das Unternehmen einen renommierten Luxusmanager ins Boot geholt. Der Franzose war für Häuser wie Chloé tätig und steht der Chambre Syndicale de la Haute Couture in Paris vor. Sein neuer Posten markiert Beckhams Anspruch, in die oberste Modeliga vorzurücken. Zunächst muss sich Toledano darum kümmern, die Marke profitabler zu machen. Die Umsätze hatten zuletzt enttäuscht.

(Foto: PR)

Wo der Vatikan früher seine päpstlichen Orden bestellte? In München, genauer: an der Maximilianstraße beim Goldschmied Hemmerle. Mittlerweile wird das Münchner Traditionsunternehmen in vierter Generation geführt und ist für ungewöhnliche Kreationen bekannt: Edelsteine gepaart mit Holz, Kupfer oder Aluminium. Dieses Jahr feiert Hemmerle 125. Geburtstag und blickt auf seine Anfänge zurück: Im Geschäft nahe der Staatsoper ist die Ausstellung "Ordensgeschichte und Ordensgeschichten" zu sehen, mit einer Serie von elf historisch inspirierten Schmuckunikaten. Etwa ein Ring aus Ebenholz mit Diamanten, eingefasst von Lilien, wie man sie von Orden kennt. Oder Diamantohrringe mit einer Gemme, die an Bruststerne erinnern (hemmerle.de).

Eine Auktion mit poetischem Titel präsentiert Artcurial im April in Paris: "Es war einmal . . . das Ritz Paris" heißt die Versteigerung von Mobiliar und Objekten aus dem Hotel an der Place Vendôme. Rund 10 000 Kostbarkeiten kommen unter den Hammer, darunter samtbezogene Barhocker und Geschirr mit Goldrand. Für die Vorab-Präsentation verwandelt der französischen Innenarchitekt Vincent Darré die Salons des Auktionshauses Artcurial in eine öffentliche Ausstellung, Besucher sollen dort die Welt eines Luxushotels nachempfinden können. Das Ritz, 1898 gegründet, wurde vor zwei Jahren nach längerer Renovierungs-Pause neu eröffnet. Informationen und Termine zur Auktion unter artcurial.com.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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