Klaus Hoeltzenbein:Roter Schuber

Klaus Hoeltzenbein ist Leiter des Sportressorts. (Foto: N/A)

Dieses Werk ist eine Wucht. Wer es durch die Wohnung bugsieren möchte, dem sei die Inbetriebnahme des alten Gabelstaplers empfohlen, mit dem schon der Große Brockhaus von Regal zu Regal transportiert wurde. Auf fast 1000 Seiten hat Dietrich Schulze-Marmeling, Deutschlands fleißigster Fußball-Historiker, "Die Bayern-Chronik " (Die Werkstatt, 99 Euro) nachgezeichnet. Zwei bildreiche Bände, zusammengehalten vom roten Schuber, mit fast allem, von der Gründung des FC Bayern vor 117 Jahren, bis zur letzten der 27 deutschen Meisterschaften. Das ist der Nachteil an solchen enzyklopädischen Fundgruben auf Papier, dass sie täglich angereichert werden könnten - schon der hektische Oktober-Wechsel von Ancelotti zu Heynckes vollzog sich nach Redaktionsschluss der ersten Auflage. Bis dahin aber stellt sich das wuchtige Werk dem Anspruch auf Vollständigkeit, taucht tief in die Archive, zeigt anfangs neu entdeckte Schwarz-Weiß-Strecken, ehe es mit langmähnigen Müllers, Breitners, Beckenbauers das Farbfernsehen begrüßt. Der Preis für die Chronik erscheint ambitioniert, aber wenn man hart gegenrechnet, was die Champions-League-Karte für die Haupttribüne kostet, ist sie ein Schnäppchen. Sicher, mancher Fußballfan hätte lieber etwas in Schalker Königsblau oder Dortmunder Schwarzgelb. Wer also den schweren Schuber in Bayern-Rot aus Gesinnungsgründen ablehnt, der nutze ihn halt fürs Workout.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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