Jens Bisky:So klingt Berlin

Jens Bisky ist Literaturkritiker im Feuilleton. (Foto: bernd schifferdecker)

Vor Gott sind bekanntlich alle Menschen Berliner, auch wenn sie nicht berlinern, also weiter tapfer "ich" sagen und ans Schöne glauben. Der Großstadtjargon hat freilich seine Vorzüge, erlaubt Sentimentalitäten und Ruppigkeit, ohne anstößig zu werden. Man kann auf Berlinisch fast alles sagen. Nur der Obrigkeit schmeicheln, das geht schlecht, stand doch am Anfang Adolf Glaßbrenner, ein guter Beobachter und bissiger, gern verbotener Satiriker. Diese Anthologie versammelt einen kaum bekannten Reichtum. Die Klassiker sind dabei, die Eckensteher, Walter Mehring, Tucholsky. Überraschungen bietet der letzte Teil, Gedichte seit 1990. Da sind Kleinode dabei, etwa Kathrin Schmidts grandioses Liebes-Einsamkeitsgedicht "lustich is vaschüttjejang". "Ick kieke, staune, wundre mir ... Berlinerische Gedichte von 1830 bis heute". Hrgs. von Thilo Bock, Wilfried Ihrig, Ulrich Janetzki. Die Andere Bibliothek, 468 Seiten, 42 Euro.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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