Cathrin Kahlweit:Schräge Briten

Cathrin Kahlweit. Illustration: Bernd Schifferdecker (Foto: Bernd Schifferdecker)

Es gibt derzeit zwei Arten, auf Großbritannien zu schauen: lachend oder weinend. Das Gezerre um den Brexit hat die einen fassungslos, die anderen wütend hinterlassen, und das gilt für beide Seiten des Ärmelkanals. Der Sketch Writer des Guardian, der großartige John Crace, der die jahrhundertealte Tradition der humorvollen Kolumnen aus dem Parlament gekonnt fortsetzt, hat sich für das Lachen entschieden. Und den - oder die - Maybot erfunden: eine Mischung aus Theresa May und einem Roboter. May ist bekannt für ihre Worthülsen, "Brexit is Brexit", "strong and stable" - und dafür, dass sie mit Menschen weniger anfangen kann als mit Akten. In "I, Maybot. The Rise and Fall." (Faber & Faber, ca. 7 Euro) erzählt Crace auf das Wunderbarste vom Aufstieg einer Premierministerin, die wie eine Maschine durch das Chaos pflügt, das sie selbst mitgeschaffen hat - und von den schrägen Figuren, die sie begleiten.

Ben Judah hingegen, renommierter britischer Journalist, hat sich für die Tränen entschieden. "This is London. The stories you never hear. The people you never see" (Picador, ca. 8 Euro) ist kein Brexit-Buch. Es ist eine Reportagensammlung aus dem London der Sklavenarbeiter, der Prostitution, der Illegalen, der Obdachlosen. Judah wollte eine Metropole zeigen, die in ihrer Vielfalt brutal und zersetzend ist, nicht die City der Oligarchen und Banken. Dieses London wird bleiben, egal, wie der Brexit das Land verändert.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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