Andrian Kreye:Jazz, Jazz, Jazz

Lesezeit: 1 min

Andrian Kreye liest gerade Jaron Laniers „Zehn Gründe, warum du deine Social-Media-Accounts sofort löschen musst“. (Foto: N/A)

Jazz ist eine so grandiose Musik, weil er einen so schnell packen kann wie der Pop und so tief berühren wie die Klassik. Das funktioniert mit den legendären Meilensteinplatten der Vergangenheit sowieso, aber zurzeit beherrscht das eine neue Generation Musiker besonders gut, weil sie neben dem Jazz auch Hip-Hop- und Club-Rhythmen verinnerlicht haben. Vor zwei Jahren nahm das Fahrt auf, als der Saxofonist Kamasi Washington sein monumentales Dreifachalbum "The Epic" (Brainfeeder, ca. 35 Euro) veröffentlichte. Die Aufnahmen dazu sind Legende. Vier Wochen hatten sich die Musiker in ein Studio in ihrer Heimatstadt Los Angeles zurückgezogen und dabei mehr als 170 Stücke aufgenommen. In diesem Jahr kamen die ersten Nachfolgeplatten aus dieser Session heraus, von denen einige zu den besten des Jahres gehören. "Uprising" (Verve, ca. 10 Euro, siehe Bild links) des Kontrabassisten Miles Mosley zum Beispiel. Das ist zwar nicht Jazz im engen Sinne. Mosley singt auf jedem Stück mit der Inbrunst des Soul. Dann klingt es wieder wie Spiritual Jazz, oder R'n'B. Aber Stilgrenzen sind für jüngere Musiker sowieso ein Anachronismus.

Nicht nur in Los Angeles, auch in London und New York gibt es einen Generationswechsel im Jazz. In London hat sich der Saxofonist Hutchings mit südafrikanischen Musikern zusammengetan und als Shabaka and the Ancestors das furiose Doppelalbum "Wisdom of Elders" (Brownswood, ca. 17 Euro) aufgenommen, das mit verzinkten Rhythmen, mächtigen Basslinien und Bläsern an die große Zeit des Afro-Jazz anknüpft. In New York hat das legendäre Label Blue Note einige der besten jungen Musiker wie den Pianisten Robert Glasper und den Saxofonisten Marcus Strickland als Blue Note All Stars zusammengeholt, die auf dem Album "Our Point of View" (ca 17 Euro) den Modern Jazz in die Gegenwart holen. Und das schönste Jazzalbum des Jahres? Hat Kamasi Washington mit "Harmony of Difference" (Young Turks, ca. 8 Euro) abgeliefert. Das geht einem lange nicht aus dem Kopf.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: