Zweite Liga:Konstant inkonstant

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Düsseldorf wechselt schon wieder den Trainer. Nach nur fünf Monaten geht Frank Kramer und der ewige Co Peter Herrmann springt ein.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Der Weihnachtsmarkt hatte gerade eröffnet, als der im Sommer aus Fürth geholte neue Fortuna-Trainer nach nur fünf Monaten schon wieder entlassen wurde. "Eine schwierige Entscheidung", sagte der Sportchef mit traurigem Blick. Man habe es sich nicht leicht gemacht.

Dies war im Advent 2013, als der damalige Sportdirektor Wolf Werner den Trainer Mike Büskens verabschiedete. Wie sich die Bilder und Worte doch gleichen. Am vergangenen Wochenende hat in Düsseldorf wieder der Weihnachtsmarkt eröffnet, der Fußball-Zweitligist Fortuna steht erneut in einer unchristlichen Tabellenregion und hat am Montag seinen erst im Sommer aus Fürth geholten Trainer Frank Kramer, 43, nach nur fünf Monaten schon wieder entlassen. "Die Entscheidung ist uns unheimlich schwer gefallen", sagte der momentane Vorstandssprecher Paul Jäger. Als Interimstrainer des Tabellenvorletzten fungiert einstweilen der bisherige Kramer-Assistent Peter Herrmann.

Der Klubvorstand, der seit der Trennung vom Vorsitzenden Dirk Kall derzeit nur aus zwei Funktionären besteht, muss jetzt schon den sechsten Trainer binnen zweieinhalb Jahren akquirieren. Seit im Mai 2013 nach dem Abstieg aus der Bundesliga Norbert Meier entlassen worden war, haben sich in Michael Büskens, Oliver Reck, Lorenz-Günther Köstner, noch mal Reck, dem Amateurcoach Taskin Aksoy und nun Kramer fünf Trainer erfolglos an der Renaissance der Fortuna versucht.

In 15 Ligaspielen lediglich drei Partien gewonnen und so nur 13 Punkte geholt: Frank Kramers Bilanz. (Foto: Micha Will/Bongarts/Getty)

Bereits am Sonntag meldeten Düsseldorfer Zeitungen im Internet, dass Kramers Entlassung bevorstehe. Der Betroffene wusste da offenbar noch von nichts. Er verbrachte das Wochenende bei der Familie in Nürnberg und flog am Montagmorgen gen Düsseldorf ins Ungewisse. Am Mittag war die Sache dann offiziell. Nach dem enttäuschenden 1:1 am Freitagabend gegen das Schlusslicht MSV Duisburg, nach nur drei Siegen und zwölf Treffern in 15 Saisonspielen, haben die Verantwortlichen dem Trainer Kramer nicht mehr zugetraut, die Kurve zu kriegen.

Allerdings ist das mit der Verantwortlich- und Zuständigkeit bei der Fortuna derzeit so eine Sache. Der Vorstand ist offiziell führungslos, und der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Marcel Kronenberg, sagte kürzlich der Rheinischen Post, er sei krank, es gehe ihm nicht gut, er wolle sein Amt bald abgeben. Bis dahin bleibt die Suche nach einem neuen Vorsitzenden für den Vorstand schwierig. Der ehemalige Profi und derzeitige Fernseh-Experte Christoph Metzelder hat ausgeplaudert, man habe ihn für diese Aufgabe gewinnen wollen - er habe aber kein Interesse.

Kramer war im vergangenen Sommer vom Vorstandsboss Kall und dem damaligen Sportdirektor Helmut Schulte verpflichtet worden. Beide sind mittlerweile nicht mehr im Amt. Der neue Sportchef heißt inzwischen Rachid Azzouzi, er sagte am Montag über die Trennung vom Trainer: "Manchmal gibt es Konstellationen, die unter dem Strich nicht passen."

Frank Kramer geht, der ewige Co Peter Herrmann springt ein

Den personellen Problemen in den Gremien stehen die gegenwärtigen Schwierigkeiten in der Mannschaft in nichts nach. Kramer hat es in 15 Zweitliga-Spielen nicht geschafft, einer umfangreich veränderten Mannschaft Leidenschaft und eine gemeinsame Spielidee einzupflanzen. Eigentlich hatte man das Team mit so erfahrenen Fußballern wie Karim Haggui, Alexander Madlung, Didier Ya Konan oder Christian Strohdiek um den Aufstieg spielen sehen wollen, doch die Routiniers fanden gemeinsam mit Talenten wie Kerem Demirbay, Kevin Akpoguma, Fabian Holthaus oder Marcel Sobottka keine effektive Philosophie. Ein 1:5 im Pokal in Nürnberg und eine 0:4-Niederlage auf St. Pauli hatten zuletzt einen tröstlichen 1:0-Heimsieg gegen Fürth eingerahmt, aber das jüngste 1:1 gegen Duisburg brachte Gewissheit, dass unter Kramer und mit diesem Kader kaum eine Entwicklung erkennbar war.

Nun muss, vermutlich bis zur Winterpause, Peter Herrmann den Abwärtstrend stoppen. Der 63-Jährige ist gewissermaßen der ewige Assistent. Er war in Leverkusen, Nürnberg, München, Schalke und Hamburg Co-Trainer, unter anderem bei Dragoslav Stepanovic, Erich Ribbeck, Christoph Daum, Berti Vogts und Jupp Heynckes. Letzterem ist er von Leverkusen aus für zwei Jahre zum FC Bayern gefolgt und gewann mit ihm dort 2013 das Triple. Es war jenes Jahr, als die Fortuna aus der Bundesliga abstieg. Seither trudelt der Traditionsklub immer tiefer.

Am kommenden Sonntag reisen die Fortunen zum FSV Frankfurt, danach folgen Heimspiele gegen Eintracht Braunschweig und Union Berlin. Zum Jahresabschluss gastieren sie bei Stefan Effenbergs SC Paderborn.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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