Zur Image-Woche des Tourminators:Verehrter Mr. Armstrong

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Verehrter Herr Armstrong, Sie sind zurzeit schwer beschäftigt, vom ersehnten Vorruhestand mit Flaschenbier und Kinderlärm auf Ihrer Sonnenveranda kann jedenfalls kaum mehr die Rede sein. Von Andreas Burkert

Selten vergeht ein Tag, an dem Sie, der Seriensieger der Tour de France, sich nicht in eigener Sache zu Wort melden. Mit Ihrer Freundin Sheryl Crow haben Sie sich also verlobt, ließen Sie erst am Montag übermitteln. Glückwunsch, möchte man Ihnen antworten, was auch für Ihre 500000-Dollar-Spende gelten soll, die Sie den Hurrican-Opfern zukommen lassen wollen. Ach ja, und vielleicht nehmen Sie nun doch noch einmal an der Frankreichrundfahrt teil. Sie sagten: "Das ist vielleicht die beste Art, die Franzosen zu ärgern."

Antrag auf einer Fahrradtour: Sheryl Crow und Lance Armstrong (Foto: Foto: AP)

Sie, Lance Armstrong, zurück zur Tour - der Rücktritt vom Rücktritt?

Wenn Jan Ullrich das jetzt liest, wird er einen schlimmen Schreck bekommen, denn er möchte ja 2006 unbedingt noch einmal die Tour gewinnen. Allzu ernst sollte er Ihre Drohung jedoch nicht nehmen, vielmehr darf man sie im so oft vernommenen Getöse eines vermeintlichen Wunderknaben einordnen, der in seiner Entrüstung über Majestätsbeleidigung zum letzten Halali bläst.

Schuld an Ihrem leider enervierenden Mitteilungsdrang, der auch als PR-Kampagne zu bezeichnen ist, sind also die Franzosen, die sich brisanten Forschungsergebnissen des anerkannten Testlabors von Châtenay-Malabry annahmen - und Sie, den pensionierten Mythos, offenbar als gewöhnlichen Dopingsünder entlarvt haben.

Aber bitte sehr, Mister Armstrong, wie Sie meinen, beehren Sie Frankreich ein letztes Mal, für eine gute Sache würden wir sogar noch einmal mitansehen, wie Sie unseren Jan und all die anderen fertig machen. Vorausgesetzt natürlich, Sie schauen mal beim Professor in Châtenay vorbei und lassen dort die kontaminierten Dopingproben aus dem Jahre 1999 mit Ihrer DNA abgleichen.

Ein simples und seriöses Verfahren, versichern die Gelehrten, und falls Sie dem Alten Kontinent nicht trauen, bringen Sie einfach ihr Dutzend Advokaten mit, Ehrensache. Dann dürfen Sie gerne noch einmal mitfahren, verehrter Herr Armstrong.

Sonst bitte nicht.

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