WM-Tickets:In allerletzter Minute

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Wie, wo und warum man jetzt noch an Karten kommt - und was man dabei beachten sollte

Christoph Hickmann

Es ist ja alles ein bisschen verwirrend in diesen Tagen. Naja, eigentlich ist das schon seit Monaten so, kaum einer kommt noch mit, wenn es darum geht, ob und vor allem wie man vielleicht doch noch eines oder mehrere WM-Spiele im Stadion sehen könnte.

Erst erschien das aussichtslos, doch neuerdings ist wieder einiges an Tickets im Umlauf. Sponsoren, Verbände und einige Privatpersonen brauchen manche ihrer Karten nun doch nicht und geben sie zurück. Der Wühltisch ist also sozusagen eröffnet, das Fifa-Organisationskomitee rechnet "optimistisch" damit, dass noch etwa 100 000 Karten zurückkommen - bloß: Wie kommt man an die ran? Für Fans und solche, die es werden wollen, beantworten wir hier Fragen rund um Karten, Kosten und das ganze Drumherum.

Wie kann ich jetzt noch Karten für WM-Spiele bekommen?

Über das Organisationskomitee: Offiziell gibt es in Sachen Tickets nach wie vor nur einen Ansprechpartner: das WM-Organisationskomitee (OK). Unter www.fifaworldcup.com gibt es noch immer Karten, die Fifa und OK jetzt zurück in den Verkauf geben, weil sie wieder frei sind. Zunächst klickt man dort auf Tickets, dann auf den Button Customer self service. Hier braucht man ein bisschen Geduld, hin und wieder landet man erst einmal in elektronischen Warteräumen. Wer zuerst klickt, bekommt die Karten. Das Ticketportal bleibt während der gesamten Weltmeisterschaft freigeschaltet, die letzte Möglichkeit, Karten zu bekommen, gibt es in der Regel zwei Tage vor dem Spiel. Auf der Seite gibt es sowohl solche Tickets, die jetzt noch von den Sponsoren zurückkommen, als auch solche, die Privatleute anbieten. Diese allerdings sind um 15 Prozent teurer als im Erstverkauf, und die Verbraucherschutzzentrale warnt vor Betrügern unter den Privatverkäufern. Wer unabhängig davon im Vorteil sein will, sollte sich auf der Seite www.oo-software.de das Computerprogramm Ticket watch besorgen. Es prüft automatisch ständig, ob neue Karten im Angebot sind.

An den Spielorten: In manchen WM-Städten sind nun offenbar doch noch Karten im Direktverkauf zu haben, meist in den bekannten Ticketcentern der Stadt. Einfach Augen und Ohren offen halten.

Über das Optionsprogramm: Hier sollte keine falsche Hoffnung aufkommen: Nur derjenige hat Chancen, über das Optionsprogramm noch Karten zu ergattern, der sich dafür zu Beginn des Ticketverkaufs hat registrieren lassen. Wer das getan hat, kann derzeit auf gute Ausbeute hoffen: Weil vor allem manche Sponsoren große Mengen zurückgeben, steigen die Chancen für alle, die Optionen für eigentlich bereits vergebene Karten gekauft haben. Hier ist wiederum Glück notwendig: Es ist nicht gesagt, dass genau die Karten zurückkommen, für die man eine Option gekauft hat.

Wie funktioniert das Umschreiben?

Wer sein Ticket umschreiben lassen will, geht wiederum auf fifaworldcup.com. Um Schwarzmarktangebote zu verhindern, erlaubt das OK es nur unter bestimmten Voraussetzungen, sein Ticket zu übertragen, etwa wegen Krankheit oder weil Familienangehörige die Karte übernehmen wollen. Entsprechende Angaben werden von den Nutzern verlangt, die ihre Karten übertragen lassen. Allerdings wird das OK schon allein wegen der Datenmengen nicht prüfen können, ob Hans M. denn auch wirklich der Cousin von Max B. ist.

Für welche Spiele gibt es noch Karten?

Naturgemäß sind es eher die vermeintlich weniger hochkarätigen Spiele, für die noch Tickets zu haben sind, Begegnungen also wie etwa Tunesien gegen Saudi-Arabien. Allerdings sind auch jetzt noch Glückstreffer drin, wiederum weil derzeit viele Sponsoren-Karten in Umlauf sind.

Was sollte ich vermeiden?

Selbstverständlich den Schwarzmarkt, der vor allem auf Ebay derzeit Hochkonjunktur hat, täglich gibt es dort neue Angebote. Auch gibt es im Internet diverse dubiose Agenturen, die zu überhöhten Preisen Karten anbieten, selbst für das Endspiel soll man sich dort noch ein Ticket sichern können. Bisher ist nicht klar, wie diese Agenturen an die Tickets gekommen sind, ebenso wenig, ob man für sein Geld dann auch tatsächlich ein Ticket bekommt. Wer allerdings per Ebay seine Karte verkauft und sie dem Käufer über die OK-Umtauschseite übertragen lässt, muss kaum fürchten, entdeckt zu werden - eine Prüfung wird, wie gesagt, kaum möglich sein.

Wie kann ich Karten loswerden?

Auf dem beschriebenen Weg, also über die OK-Seite, entweder durch Überschreiben oder Wiederverkauf. Im Fall des Überschreibens muss man sich den Abnehmer selbst suchen und dabei die bereits genannten Kriterien beachten, mit denen das OK den Schwarzmarkthandel eindämmen will.

Wie komme ich schnell an eine Unterkunft?

Auch wenn es langweilen sollte: Wiederum gibt es Hilfe auf der OK-Seite. Hier gibt es unter anderem einen Last-Minute-Pool für Leute, die kurzfristig eine Unterkunft am Spielort brauchen. Allerdings arbeitet das OK lediglich mit Hotels zusammen, die zwischen zwei und fünf Sternen haben. Wer es privater mag, kann es bei so genannten Bettenbörsen versuchen: Privatleute räumen hier ihre Zimmer für Fußballfans. Folgende Internetseiten kommen hier beispielsweise in Frage: www.edff.net (Portal der Fanorganisation "Ein Dach für Fans", unterstützt von der Friedrich-Ebert-Stiftung, etwa 5000 Übernachtungsmöglichkeiten); www.host-a-fan.de (etwa 1200 private Vermieter) und www.wm-zimmer-2006.de (Angebot von Immobilienscout24, mehr als 14 000 Schlafplätze).

Und wenn ich keine Karte habe?

Das ist erst mal nicht so schön. Dennoch bleibt dann noch immer ein schönes neues Wort: Public Viewing. Insgesamt sind in Deutschland etwa 200 Orte registriert, an denen man sich die Spiele öffentlich wird ansehen können. Anbieter können die Freiwillige Feuerwehr sein, Sportvereine oder auch Kneipen. Die Aktionen sind nicht zentral vom OK organisiert, daher empfiehlt es sich, vor Ort danach zu suchen.

© SZ vom 6. Juni 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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