WM-Quali gegen San Marino:Zweite Garde

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Meister im Krankenstand: Weil Bayerns Torwart Manuel Neuer während des Confed Cups einen Fußbruch auskuriert, ist Marc-André ter Stegen als Vertreter gefragt. (Foto: Matthias Hangst/Getty)

Bundestrainer Löw widmet sich der Neuerfindung seiner Auswahl. Das Beispiel des ehemaligen Weltmeisters Spanien hat ihn gewarnt.

Dass Deutschland 2014 im Maracanã-Stadion Fußballweltmeister wurde, lag auch daran, dass Vorgänger Spanien an gleicher Stätte abgedankt hatte. Zum Auftakt der Vorrunde hatte Spanien gegen die Niederlande 1:5 verloren, am Endspielort Rio de Janeiro setzte es im zweiten Gruppenspiel ein 0:2 gegen Chile. Das war der Bogen, den Bundestrainer Joachim Löw am Freitag in Herzogenaurach spannte, als er begründete, warum ihm der nahende Confederations Cup in Russland (17. Juni bis 2. Juli) bei aller Kritik ("Die Spieler, die viele Turniere spielen, sind am Limit") gar nicht so unwillkommen ist, als Experimentierfeld: "Spanien war 2010 Weltmeister und ist 2014 mit der fast identischen Mannschaft in der Vorrunde ausgeschieden."

Löw hat schon nach der WM 2014 gesagt, dass "wir uns ein Stück weit neu erfinden müssen". Damit meine er ausdrücklich nicht die Spielphilosophie, erklärte er am Freitag, "da sind wir fast schon Benchmark in der Welt geworden". Sondern? Das Personal. Der Confed Cup sei "eine willkommene Angelegenheit", um junge Spieler in mindestens drei Vorrundenduellen gegen Australien, Chile und Kamerun an internationales Niveau heranzuführen. Der Kader, der Löw auch am Samstag in Nürnberg gegen San Marino zur Verfügung steht (20.45 Uhr, live in RTL), ist bekanntlich voller junger Spieler, etablierte Kräfte wie Kroos, Hummels, Müller, Özil oder Gomez werden, so nicht aktuell verletzt wie Torwart Manuel Neuer, ausdrücklich geschont. Den Erfolg der anstehenden Russland-Visite messe er nicht an den Ergebnissen, sagte Löw, sondern daran, ob "drei, vier Spieler" die Entwicklung nehmen, die sie 2018 zu Kader-Kandidaten macht. Positiver Nebeneffekt: Die zweite Garde wirkt motivierter, als es das A-Team wohl gewesen wäre. "Ich habe wirklich bei allen das Gefühl, dass sie auf den Confed Cup und die Nationalelf brennen", sagte Löw.

Insofern wirkt auch das Spiel gegen San Marino nur von sekundärer Bedeutung. Obwohl es dabei für den souveränen Tabellenführer der Gruppe C um Punkte für die noch nicht gesicherte, aber gut präparierte WM-Qualifikation geht. "Bei allem Respekt für San Marino" gehe es "einzig und allein darum, wie wir die Sache angehen", sagte Löw. Also: um die Höhe eines Sieges, der als gegeben vorausgesetzt wird. Der Fokus der Trainingseinheiten mit dem Perspektivkader habe daher auf der Offensive gelegen. Denn Löw erwartet in Nürnberg eine Elf aus San Marino, die der Fledermaus-Taktik folgt: alle elf an der Querlatte.

© SZ vom 10.06.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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