WM-Party am Römer:"Siehst du Rudi, so wird das gemacht"

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Die deutschen Fußball-Frauen sind zwei Tage nach dem Gewinn des Weltmeistertitels aus den USA nach Deutschland zurückgekehrt. Mehrere Tausend Fans bejubelten vor dem Frankfurter Römer das Team um Trainerin Tina Theune-Meyer und riefen Männer-Teamchef Rudi Völler in Sprechchören zum Zuschauen auf.

Rund 8000 jubelnde Fans, ein farbenprächtiges Fahnenmeer und Party ohne Ende: Deutschlands Fußballerinnen wurden knapp 40 Stunden nach ihrem historischen WM-Triumph in Frankfurt weltmeisterlich empfangen. "Das alles ist wie ein riesengroßer Traum. Die Begeisterung ist einfach Wahnsinn, ich kann es noch gar nicht fassen", stammelte die übermüdete, aber überglückliche Nia Künzer, die das deutsche Team mit ihrem Golden Goal im Finale gegen Schweden (2:1 n. V.) am Sonntag im Sonnenstaat Kalifornien zum ersten WM-Titel geköpfelt hatte.

Bereits auf dem zwölfstündigen Flug von San Francisco hatten die neuen Weltmeisterinnen die Nacht zum Tag gemacht und den Erfolg über dem stürmischen Atlantik begossen. Auch nach der Landung am Dienstagmorgen um 10.31 Uhr auf dem Rhein-Main-Airport fühlten sich die Heldinnen noch immer wie auf Wolke sieben. "Im Flieger waren die Getränke ziemlich schnell leer", gab die als beste WM-Torschützin ausgezeichnete Birgit Prinz mit nüchterndem Unterton und Reibeisenstimme zu, bevor sich die DFB-Frauen 15 Monate nach den Vize-Weltmeistern um Oliver Kahn auf dem überfüllten Frankfurter Römerberg zu den Gesängen "So sehen Sieger aus" ausgiebig feiern ließen.

Als Spielführerin Bettina Wiegmann um 11.41 Uhr mit der WM-Trophäe in den Händen den Balkon des Römers betrat, gab es bei Fans, Weltmeisterinnen und Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth ("Männer, schaut auf diese Frauen") kein Halten mehr. Tränen flossen, schwarz-rot-goldene Schals wurden auf dem Römerberg geschwenkt und immer wieder wurde DFB-Trainerin Tina Theune-Meyer als Mutter des Erfolges mit ihrer WM-Hymne ("Es gibt nur eine Theune-Meyer") bedacht.

Doch in der Stunde des "geilsten, verrücktesten Empfangs" (Torfrau Silke Rottenberg) ließ es sich "TTM" kurioserweise nicht nehmen, Entschuldigung zu sagen. "Wir haben unsere Fans im Finale so lange auf die Folter gespannt. Das tut mir leid", sagte Theune-Meyer, ehe sie inmitten der La-Ola-Welle ihrer Mädels vorsichtig am überdimensionalen Bierglas nippte.

Der selbsternannte Theune-Meyer-Fan Gerhard Mayer-Vorfelder staunte derweil nicht schlecht über die "Partyfestigkeit" des Teams um Maren Meinert ("Seit dem Finale habe ich höchstens vier Stunden geschlafen"). "Ich habe in den letzten Tagen gelernt, dass Frauen auch ganz schön feiern können", sagte der DFB-Präsident, der den Spielerinnen eine Titelprämie von mindestens 15.000 Euro pro Kopf versprach. 1989, als die Fußballerinnen die erste von mittlerweile fünf Europameisterschaften gewannen, bekamen sie als Dank gerade mal ein Kaffeeservice. Doch die Zeiten sollen ein für alle Mal vorbei sein. Mayer-Vorfelder: "Dieser Titel wird den Frauenfußball nach vorne bringen und für eine große Schubwirkung sorgen."

Während "Golden Girl" Künzer und Flankengeberin Renate Lingor im Kaisersaal bei Sekt und Lachshäppchen immer wieder die Entstehung des entscheidenden WM-Treffers simulieren mussten, gesellte sich im historischen Kaisersaal eine weitere Weltmeisterin zum Team. Steffi Jones, die die WM wegen eines Kreuzbandrisses abbrechen musste und vorzeitig abgereist war, um sich in Deutschland operieren zu lassen, bekam "ihre" WM-Medaille überreicht. "Die Mannschaft hat mir immer das Gefühl gegeben, dass ich dazu gehöre", sagte Jones mit tränenerstickter Stimme.

Auch die Angehörigen der Erfolgskickerinnen freuten sich nach knapp fünfwöchiger Trennung auf ihre Liebsten. "Ich bin vor allen Dingen hier, um Birgit beim Koffertragen zu helfen. Sie hat so unglaublich viel Gepäck mitgebracht", klagte Stefan Prinz, der Vater von Deutschlands Torjägerin, während die mittlerweile in der DFB-Marketingabteilung beschäftigte Ex-Nationalspielerin Doris Fitschen forderte: "Jetzt muss man den Triumph entsprechend vermarkten."

Derweil blickte auch Theune-Meyer in die Zukunft. Besonders der Abschied von Wiegmann und Meinert ("Wir hören definitiv auf") bereitet "TTM" mit Blick auf die Olympischen Spielen 2004 in Athen Kopfzerbrechen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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