WM-Logo:Himmel und Sterne

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Das Publikum hat das offizielle Poster für die WM 2006 gewählt. "Je länger ich es mir anschaue, desto besser gefällt es mir", behauptet Franz Beckenbauer.

Von Bernd Dörries

Als die Wahl dann getroffen war, wie Deutschland sich der Welt präsentieren wird, sagten alle, über Geschmack ließe sich eben streiten. In diesem Fall meinten sie wohl genau das Gegenteil.

So sieht es aus, das offizielle Plakat zur WM 2006. (Foto: Foto: ddp)

Franz Beckenbauer machte ein Gesicht, als hätten die Bayern gerade recht hoch verloren und sagte: "Das muss man akzeptieren." Für einen Streit ist es nun zu spät.

Im neuen Stuttgarter Kunstmuseum präsentierte das Organisationskomitee das Poster, mit dem die Fußball-WM 2006 in Deutschland beworben werden soll. Vielleicht wählte man diesen Ort in der Hoffnung, das Plakat werde sich mit der Kunst vertragen, die in diesem Museum einmal ausgestellt werden wird.

Es gab schließlich auch WM-Poster, die von relevanten Künstlern gestaltet wurden: Miro malte für Spanien 1982, Alberto Burri für Italien 1990. Die einzige, die dann bei der Enthüllung des Posters lächelte, war eine junge Hostess, die genau dafür bezahlt wird.

Das deutsche WM-Poster 2006 also: Himmel und Sterne, die in ihrer Anordnung einen Fußball ergeben. Der Vizepräsident des WM-Organisationskomitees, Wolfgang Niersbach, bat um erste Reaktionen: "Was soll ich sagen", kam von Lennart Johansson, dem Präsidenten des europäischen Fußball-Verbandes Uefa.

Aber gut. Franz Beckenbauer versuchte, das Positive in der Niederlage zu sehen: "Je länger ich es mir anschaue, desto besser gefällt es mir." Der Schöpfer des Plakats, Gregor Blach von der Berliner Agentur We-Do, versuchte nun zu erklären, was außer Himmel und Sternen auf dem Bild zu sehen sei: Weltumspannende Leidenschaft, umgedrehte Perspektive, alle Menschen gleich, entstanden aus einem Brainstorming und so...

Zumindest eines spricht für das Poster. In Hinblick auf das WM-Logo, das bereits seit einiger Zeit existiert, ist es eine konsequente Entscheidung. Die beiden passen zueinander. Die Reaktionen auf das Logo reichten damals von "Ecstasy-Pillen" bis "WM in Entenhausen".

Es formierte sich eine Protestbewegung von deutschen Designern, die das Logo auswechseln wollten. Den Auftrag hatte der Fußball-Weltverband Fifa ohne Ausschreibung an eine Agentur vergeben.

Vielleicht wollte man dieser Diskussion nun aus dem Weg gehen und ließ deshalb das Publikum entscheiden. Die Frage ist, ob das eine gute Idee war. Eine Kommission aus Franz Beckenbauer, der Präsidentin des Städtetages Petra Roth und Designexperten traf eine Vorauswahl.

Dann durfte das Publikum eine Woche lang per SMS und Telefon über fünf Entwürfe abstimmen: 32,8 Prozent der etwa 50000 Teilnehmer wollten den Sternenhimmel.

Wenn man bedenkt, dass in Frankfurt demnächst auch noch ein Maskottchen für die WM vorgestellt werden soll, kann einem schon mulmig werden. DFB-Präsident Mayer-Vorfelder droht bereits, auch in diesem Falle sei davon auszugehen, dass über Geschmack diskutiert werden kann.

© Süddeutsche Zeitung vom 01.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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