WM im Emirat:Katar-Allianz mit DFB

Lesezeit: 2 min

Mutige Verbandschefin aus Norwegen: Lise Klaveness. (Foto: Vegard Wivestad Grãü/imago)

Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness drängt auf einen Wandel im WM-Gastgeberland und will sich mit DFB-Präsident Neuendorf verbünden.

Die Präsidentin des norwegischen Fußball-Verbandes, Lise Klaveness, setzt nach ihrer viel beachteten Rede beim Kongress des Weltverbands Fifa ihren Kampf für Veränderungen im WM-Gastgeberland Katar fort - und strebt dabei eine "starke Allianz" mit dem Deutschen Fußball-Bund an. DFB-Präsident Bernd Neuendorf habe sich am Freitag bei ihr gemeldet, um über "konkrete Maßnahmen" zu sprechen, sagte Klaveness dem sid. Am Montag solle das Gespräch mit dem neuen deutschen Verbandschef in einem weiteren Telefonat vertieft werden.

Der DFB, berichtete Klaveness, unterstütze den norwegischen Vorstoß, in Katar ein "Migrant Workers' Center" zu schaffen - als Anlaufstelle für die zahlreichen Gastarbeiter im Wüstenstaat. Außerdem wolle man sich gemeinsam für die Rechte von Angehörigen der LGBTQ-Szene einsetzen. Katar steht seit langem wegen der Menschenrechtslage und der Bedingungen für ausländische Arbeiter in der Kritik.

Neuendorf und die neue DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich, so Klaveness, seien nach ihrem Auftritt in Doha auf sie zugekommen und "haben ihre Unterstützung und Wärme zum Ausdruck gebracht". Der DFB sei der erste Verband gewesen, "der mich nach dem Kongress kontaktiert hat, als ich wieder zu Hause in Norwegen war, und der um ein ausführliches Gespräch gebeten hat. Dafür bin ich sehr dankbar."

Mit Blick auf die WM im Winter (ab 21. November) gehe es darum, "welche Maßnahmen notwendig sind, um Veränderung voranzutreiben und um weitere Menschenrechtsverletzungen zu verhindern", sagte Klaveness der Bild am Sonntag. Auch gehe es um eine generelle Diskriminierung von Menschen durch das Emirat wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechts: "Die Fifa sagt, LGBTQ-Menschen seien während der WM in Katar sicher. Aber: Ist das wirklich so, wenn es dort doch illegal ist, homosexuell zu sein?", fragte die ehemalige Nationalspielerin.

Der Fußball müsse Verantwortung übernehmen, forderte Klaveness: "Korruption in den eigenen Reihen muss aufhören. Es muss uns gelingen, wirklich etwas zu bewegen, wenn es um ethische Werte und Menschenrechte geht". Es gebe keine Zeit zu verlieren. "Und mit einer Kooperation zwischen Deutschland und Norwegen ist der Anfang gemacht. Vielleicht ist das der Beginn einer produktiven, langfristigen Zusammenarbeit", so Klaveness.

DFB-Chef Neuendorf kritisierte am Samstagabend im ZDF in der Causa Katar den Fifa-Präsidenten Gianni Infantino. Die WM müssen "auch unter dem Aspekt Menschenrechte und nicht nur unter dem kommerziellen Aspekt gesehen werden", monierte Neuendorf: "Da hätte ich mir vorgestellt, dass (beim Kongress) deutlicher angesprochen wird, was passieren muss."

Defizite in Sachen Menschenrechte seien in Katar weiter offenkundig. "Es hat Gesetzgebung gegeben, die Verbesserungen vorsieht", so Neuendorf, jedoch: "Wir müssen die Stimme erheben und die katarische Regierung darauf drängen, dass auch die Umsetzung erfolgt."

© SZ vom 11.04.2022 / sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: