Wintersport:Optimal gelaufen und gefahren

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Deutschlands Kufensportler haben nach wie vor ihre Plätze auf den Weltcup-Podesten reserviert. Und läuft's bei den Etablierten mal weniger gut, sorgen andere für Überraschungen. Von solchen Aussichten können die Alpinen momentan nur träumen.

Sylke Otto vom Winde verweht

Hier war Sylke Otto noch in der Spur. Dann kam die Böe. (Foto: Foto: AP)

Von den deutschen Rennrodlern ist man Siege gewohnt, so viele wie in Calgary (Kanada) sind dennoch selten. Bei den Männern fuhren David Möller (Schalkau) und die Doppelsitzer Patric Leitner und Alexander Resch (Königssee/Berchtesgaden) ihre ersten Weltcup-Erfolge dieser Saison ein, und bei den seit Jahren ungeschlagenen Frauen wurden durch Tatjana Hüfner (Oberwiesenthal), Silke Kraushaar-Pielach (Oberhof) und Anke Wischnewski (Oberwiesenthal) wieder einmal die ersten drei Plätze besetzt.

"Besser geht es kaum", fand Bundestrainer Thomas Schwab. Besser wäre es nur gegangen, wenn sich auch Olympiasiegerin Sylke Otto (Oberwiesenthal) vorne eingereiht hätte. Die 37-Jährige führte nach dem ersten Durchgang, wurde aber im zweiten von einer Windböe aus der Bahn und auf Platz 21 zurückgeworfen. "Ich muss gestehen, dass mir der Sieg in den Schoß fiel", sagte Hüfner, 23.

Sie nutzte eine Windstille, um Kraushaar-Pielach die erste Saisonniederlage beizubringen. Für Sylke Otto könnte der Windstoß Konsequenzen haben: Als derzeit viertbeste Deutsche im Weltcup ist ihre WM-Qualifikation in Gefahr. Für die angenehme Überraschung aus deutscher Sicht sorgte Möller, 24. Er fuhr in beiden Läufen Bestzeit und sicherte sich seinen insgesamt vierten Weltcup-Sieg, den dritten bereits in Calgary. In der Gesamtwertung ist er nun Zweiter hinter Olympiasieger Armin Zöggeler aus Italien.

Sandra Kiriasis stellt sich quer

Weniger erfolgreich als sonst waren indes die deutschen Bobfahrer in Park City. Doppel-Olympiasieger Andre Lange aus Oberhof gewann mit Anschieber Kevin Kuske zwar den Zweier-Wettbewerb, aber das war's auch schon.

Mit dem großen Schlitten musste sich Lange dem Russen Jewgeni Popow um 0,20 Sekunden geschlagen geben. Bundestrainer Carsten Embach fand das "verwunderlich", denn Langes Team hatte zweimal Startbestzeit erzielt und hernach keinen größeren Fahrfehler gemacht. Weil auch die anderen deutschen Viererbobs offensichtliche Probleme mit dem Material hatten, kündigte Embach "Weihnachtsfeiertage mit wenig Zeit zum Ausruhen und Erholen"an: Stattdessen müssen die Piloten an ihren Schlitten tüfteln.

Bei den Frauen wurden Cathleen Martini und Janine Tischer (Oberbärenburg) Zweite hinter Shauna Rohbock/Valerie Fleming (USA). Olympiasiegerin Sandra Kiriasis aus Winterberg startete erstmals in dieser Saison mit ihrer Stammanschieberin Anja Schneiderheinze-Stöckel, wurde nach einem Patzer im ersten Durchgang aber bloß Vierte: Ihr Bob hatte sich im oberen Abschnitt fast quergestellt. "Mit so einem Fehler ist es schwer, vorne reinzufahren", sagte Kiriasis, Gesamt-Weltcupsiegerin der letzten vier Jahre.

Judith Hesse drängt nach vorne

Optimal gelaufen ist es hingegen für Eisschnellläuferin Judith Hesse, 24, aus Erfurt: Beim Weltcup der Sprinter in Nagano feierte sie über die 100-Meter-Distanz überraschend ihren ersten Weltcup-Sieg. Hesse bezwang im Endlauf in 10,51 Sekunden Südkoreas Topsprinterin Lee Sang-Hwa (10,65) und schüttelte noch Minuten später den Kopf: "Wahnsinn! Mir hätte ein Platz im Halbfinale doch schon gereicht."

Nun ist sie hinter Lee (150 Punkte) sogar Zweite der Disziplinwertung, gleichauf mit Jenny Wolf aus Berlin (je 140). Die fiel auch im Kampf um den Weltcup über 500 Meter zurück. Wolf lief zwar - wie in allen Saisonrennen zuvor - wieder aufs Treppchen, wurde aber zweimal von Lee Sang-Hwa bezwungen. Vor den letzten vier Saisonrennen liegt Lee 30 Zähler vor Wolf. "Das ist relativ viel", sagte sie: "Da muss ich wohl auf einen Ausrutscher von ihr hoffen.'"

Felix Neureuther ohne Chance

Derweil enttäuschten die Alpin-Athleten des Deutschen Ski-Verbandes, die zuletzt angenehm aufgefallen waren. Bei der Super-Kombi auf der Reiteralm durfte nur Felix Neureuther (Partenkirchen) noch im Slalom starten, wo er nach Platz 54 im Super-G aber keine Chance mehr hatte.

Er wurde am Ende 35. Stephan Keppler aus Ebingen und Stefan Kogler (Schliersse) waren schon in der ersten Teil-Disziplin ausgeschieden. Den Wettbewerb gewann der Kroate Ivica Kostelic in 2:08,90 Minuten (1:19,87 im Super-G/49,03 Sekunden im Slalom) mit 1:08 Minuten Vorsprung vor Österreichs Weltcupneuling Romed Baumann, 20, aus Hochfilzen.

© SZ vom 11.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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