Wimbledon:Flüche auf dem heiligen Rasen

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Greg Rusedski hat beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon mit einer skandalösen Publikumsbeschimpfung für Aufsehen gesorgt. Der Brite verlor die Nerven und anschließend das Match.

Mit seinem unflätigen Abgang vom Center Court hat sich Rusedski einen Platz in der Ahnengalerie der Tennis-Rüpel gesichert. Das Publikum war "not amused", bei den Briten ist der seit jeher ungeliebte Sohn mit kanadischen und ukrainischen Wurzeln nun endgültig unten durch.

Rusedski rastet aus. (Foto: AP)

Der 29-Jährige benutzte bei seinem Wutausbruch während der Zweitrunden-Niederlage gegen Andy Roddick Wörter aus der Gossensprache, die die meisten Zeitungen am Donnerstag pikiert mit Sternchen an Stelle von Buchstaben nur andeuteten.

Schande für britisches Tennis

Rusedski verlor bei 0:2-Satzrückstand und 5:2-Führung im dritten Durchgang die Beherrschung, weil ein Zuschauer ihn mit einem "Aus"-Zwischenruf irritiert hatte. Obwohl Rusedski eine Wiederholung forderte, gab der schwedische Schiedsrichter regelgerecht den Punkt an Roddick.

Der Brite fluchte daraufhin, wie es auf dem ehrwürdigen Centre Court von Wimbledon noch nie gehört wurde: "Ein Wichser im Publikum hat das ganze Match entschieden, das ist verdammt lächerlich, verdammte Zuschauer." Der Brite war wie von Sinnen, gewann kein Spiel mehr und brach in Tränen aus, als er sich nach dem Match für seinen Ausbruch entschuldigte.

Trotz der Entschuldigung wurde er heftig von den Medien kritisiert. "Er hat Schande über das britische Tennis gebracht", schreibt der Daily Mirror, "Roh-Sedski", nennt ihn die Daily Mail. Die BBC, die den Ausbruch live zu besten Sendezeit übertrug, entschuldigte sich offiziell bei allen "Zuschauern, die sich durch die rohe Sprache belästigt gefühlt haben".

Geldstrafe für den Rüpel

Die vulgären Ausdrücke, die auf das Publikum und Schiedsrichter Lars Graff hernieder gingen, werden eine Geldstrafe für Rusedski zur Folge haben, die höher ausfallen kann als das Preisgeld, dass er in Wimbledon verdient hat.

Auf 14.000 bis 28.000 Euro taxierte BBC-Kommentator John McEnroe die Strafe, die die gnadenlosen Ordnungshüter der All England Championships für Rusedski verhängen werden. Der Amerikaner kennt sich aus mit Bußgeldern, er zahlte sie während seiner Karriere zu Tausenden. "Das einzig Gute daran ist, dass das Geld für wohltätige Zwecke verwendet wird", sagte McEnroe.

Das legendäre Großmaul beleidigte 1981 bei seinem Erstrundenmatch gegen Tom Gullikson die Schiedsrichter und legte später sogar seine Mitgliedschaft im noblen All England Lawn Tennis & Croquet Club nieder.

Den Vogel schoss Jeff Tarango ab. 1995 beschimpfte der Amerikaner während des Spiels gegen den Kölner Alexander Mronz den französischen Schiedsrichter Bruno Rebeuh als "korruptesten Offiziellen im Tennis". Dafür erhielt er 17 500 Pfund Geldstrafe und für ein Jahr Wimbledon-Verbot. Ungesühnt blieb freilich der bemerkenswerte Racheakt seiner Frau: Benedicte Tarango verpasste Rebeuh eine schallende Ohrfeige.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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