Wettskandal:DFB zieht Schiedsrichter zurück

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Im Zuge der Ermittlungen um die Wettaffäre hat der DFB völlig überraschend den für das heutige Spiel in Bremen angesetzten Schiedsrichter Jürgen Jansen zurückgezogen. Unterdessen wurde am Abend gegen drei Verdächtige Haftbefehl erlassen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat wenige Stunden vor dem Bundesliga-Spiel am Sonntag zwischen Werder Bremen und Hansa Rostock den Schiedsrichter Jürgen Jansen (Essen) "rein vorsorglich" zurückgezogen und durch den Unparteiischen Lutz Wagner (Hofheim) ersetzt. DFB-Pressesprecher Harald Stenger erklärte zu der vom Schiedsrichterausschuss-Vorsitzenden Volker Roth getroffenen Entscheidung, gegenüber Jansen bestehe "kein Tatverdacht". Er sei im Zusammenhang mit dem Wettskandal um den Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer lediglich "genannt worden".

In einer Mitteilung des DFB heißt es: "Ausschlaggebend für die Entscheidung von Volker Roth ist, dass dem DFB, dem bisher keinerlei Ergebnisse der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vorliegen, Hinweise übermittelt wurden, in denen der Name von Jürgen Jansen ohne konkrete Beweise vorkommt. Für den DFB selbst besteht kein Tatverdacht."

Die Maßnahme sei getroffen worden "zum Schutz eines Schiedsrichters, der nach meinem derzeitigen Erkenntnisstand nicht in den Zusammenhang mit einem Manipulationsverdacht gebracht werden kann. Sobald die Angelegenheit geklärt werden kann, wird Jürgen Jansen wieder zum Einsatz kommen", sagte Roth. "Wir wollen mit dem Wechsel dokumentieren, dass wir absolut sensibel sind", betonte Stenger.

Innenminister fordert harte Strafen

Unterdessen vermelden Polizei und Staatsanwaltschaft eine Woche nach dem Bekanntwerden von Betrügereien einen ersten Ermittlungserfolg. Gegen drei Männer ist am Wochenende in Berlin Haftbefehl erlassen worden. Ihnen wird nach Justizangaben im Zusammenhang mit dem Schiedsrichter-Fall Robert Hoyzer gewerbs- und bandenmäßiger Betrug vorgeworfen.

Vier Personen, bei denen es sich nach unbestätigten Meldungen um den Besitzer des Berliner "Café King", zwei seiner Brüder und den Geschäftsführer handeln soll, waren zuvor bei einer Razzia verhaftet worden. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) forderte am Sonntag derweil harte Strafen in dem Fußballskandal.

Der auch für Sport zuständige Minister forderte den DFB auf, darüber nachzudenken, wie solche Vorfälle künftig verhindert werden könnten. Zudem sprach er sich für eine stärkere Kontrolle der Wettbüros aus. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber verlangte ein "glasklares Fußball-Wettverbot für alle Beteiligten, also Spieler, Trainer und Funktionäre."

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