Wett-Affäre im Tennis:Sieben Millionen Dollar gegen den Favoriten

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Der Russe Nikolaj Dawydenko gab gegen den Argentinier Arguello auf, nachdem hohe Summen gegen ihn gesetzt wurden. Die Profitour will dem Fall auf den Grund gehen.

Nach auffälligen Wetteinsätzen bei einem Spiel des russischen Weltranglistenvierten Nikolaj Dawydenko hat die Profitennis-Tour ATP eine lückenlose Aufklärung angekündigt. Beim Turnier in der vergangenen Woche im polnischen Sopot hatte es für das Spiel zwischen Dawydenko und dem Argentinier Martin Vassallo Arguello ungewöhnlich hohe Wetteinsätze gegeben.

Nikolaj Dawydenko fühlt sich zu Unrecht verdächtigt. (Foto: Foto: AFP)

Der britische Wettanbieter Betfair teilte mit, für die Zweitrundenpartie seien gut sieben Millionen Dollar eingegangen, rund das Zehnfache der üblichen Beträge. Das meiste Geld wurde dabei auf einen Sieg von Vassallo Arguello - der Nummer 87 der Welt - gesetzt, nachdem dieser den ersten Satz klar verloren hatte. Beim Stand von 6:2, 3:6, 2:1 gab Dawydenko schließlich wegen einer Fußverletzung auf.

Betfair erklärte daraufhin alle Wetten auf die Partie für nichtig und kündigte an, alle Informationen über die Vorgänge an die ATP weiterzugeben. Laut Betfair ist aus den Aufzeichnungen des Wettsystems ersichtlich, wer welche Summen auf das Spiel gesetzt hat. Bereits seit 2003 gibt es eine Vereinbarung zwischen dem Wettanbieter und der ATP, in Verdachtsfällen zusammenzuarbeiten. Die ATP will sich darüberhinaus von britischen Experten für Wetten auf Pferderennen beraten lassen.

ATP-Tour-Boss Etienne de Villiers bestätigte die Einberufung einer unabhängigen Untersuchungs-Kommission und will "alle notwendigen Mittel" zur Verfügung stellen, um die "gründliche und schnelle Klärung" der Sache voranzutreiben. "Wir nehmen diesen Fall sehr ernst", sagte de Villiers, "es ist wichtig, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, vor allem, wenn dadurch der Ruf eines Spielers unfair beschädigt wird".

Genau das fürchtet Dawydenko. "Wer kann denn vorher wissen, dass ich wegen einer Verletzung aufgeben muss? Jetzt reden die Leute auf der ganzen Welt darüber. Es ist besonders mental sehr hart für mich", sagte Dawydenko beim Masters-Turnier in Montreal. Sein Gegner Arguello gab an, nichts Ungewöhnliches am Spiel des Russen bemerkt zu haben.

Laut ATP-Regeln dürfen weder Profis noch ihre Betreuer auf Spiele der Tour wetten. Bei einem Verstoß gegen diese Bestimmungen drohen eine Geldstrafe in Höhe von 100.000 Dollar und eine lebenslange Sperre. Dawydenkos Agent Eckhard Oehms sagte, sein Schützling sei "sprachlos" gewesen, als er von dem Zwischenfall gehört habe.

Im vergangenen Jahr hatte es bereits während des Turniers in Wimbledon beim Erstrundenspiel zwischen dem Briten Richard Bloomfield und Carlos Berlocq aus Argentinien vermeintliche Unregelmäßigkeiten auf dem Wettmarkt gegeben. Obwohl Berlocq in der Weltrangliste 170 Plätze höher eingestuft war als sein Gegner, wurde in den meisten Wetten auf seine Niederlage gesetzt. 2003 gab es Untersuchungen nach einer auffälligen Erstrundenniederlage des Russen Jewgeni Kafelnikow in Lyon. Auch hier waren die Wettquoten kurz vor dem Spiel zugunsten seines Gegners Fernando Vicente umgeschlagen.

(dpa/sid/sueddeutsche.de)

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