Werder Bremen:Valerien Ismael

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Sein Landsmann Johan Micoud ist der Künstler für die Offensive, Valerien Ismael veredelt bei Werder Bremen die schnöde Abwehrarbeit zur hohen Kunst.

Mag es noch so hektisch vor und im Strafraum des Bundesliga-Tabellenführers zugehen, der hoch aufgeschossene Elsässer behält stets die Übersicht, das simple Wegdreschen des Balles ist die Sache des 28-Jährigen nicht.

Seit dem Abtritt des in der Hansestadt nach wie vor unvergessenen Norwegers Rune Bratseth vor zehn Jahren hat niemand mehr bei den Hanseaten die Hintermannschaft so souverän dirigiert.

"Valerien ist ein absoluter Führungsspieler, der noch viel mehr kann, als er bisher gezeigt hat", sagt Werder-Sportdirektor Klaus Allofs über Ismael, der seinen Vorgänger Frank Verlaat an der Weser längst hat vergessen lassen.

Läppischer Preis

Den guten Kontakten nach Frankreich und seinen profunden Sprachkenntnissen hat es Allofs zu verdanken, dass der Verteidiger, der eigentlich Sportlehrer werden sollte, für eine Ablösesumme von fast läppischen 550.000 Euro aus seiner Heimatstadt Straßburg nach Norddeutschland wechselte.

Mittlerweile können sich Allofs und Ismael auch auf Deutsch unterhalten, denn der Franzose hat die neue Sprache erstaunlich schnell gelernt, für den "Gastarbeiter" auch eine Charaktersache.

"Vielleicht liegt meine Arbeit zu 99 Prozent auf dem Platz, aber zu einem Prozent gehört auch dazu, Deutsch zu sprechen. Und ich will meine Arbeit zu 100 Prozent machen", beschreibt Ismael sein Fußball-Credo. Für den Familienvater ist sein Beruf ein Privileg, denn: "Man verdient sein Geld mit etwas, was man seit der Kindheit leidenschaftlich gern macht."

Dieser Profession ordnet Ismael auch ein geordnetes Familienleben unter. Frau Caroline betreibt in Straßburg zwei Kosmetikläden und eine Fotoagentur, Sohn Alexis (8) besucht ein Internat, gegenseitige Besuche sind selten: "Kein leichter Verzicht, aber es muss sein."

Höhenflug

Verzichten muss der kopfballstarke Recke, der in 24 Spielen mit zwei Gelben Karten auskam, trotz seines sportlichen Höhenfluges auf Berufungen in die Nationalmannschaft, gleiches gilt bekanntlich auch für den Teamkollegen Micoud.

Doch während der grün-weiße Mittelfeldstrage mit der Ignoranz von Nationaltrainer Jacques Santini hadert, hat Ismael das Thema "Equipe tricolore" längst abgehakt: "Frankreich hat einige gute Spieler auf meiner Position, die jünger sind. Sie stehen zu Recht im Nationalteam."

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