Werder Bremen:Hoffen auf ein neues Wunder

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In der Geschichte europäischer Fußballwettbewerbe haben die "Wunder von der Weser" bereits Tradition. In diesem Jahr benötigen die Kicker von Werder Bremen neben Magie im eigenen Stadion noch die Hilfe des FC Barcelona.

Geradezu hilflos sahen Werder Bremens Bundesliga-Profis den Geniestreichen von Ronaldinho zu - und sind nun auf die Hilfe des besten Fußballers der Welt angewiesen. Nur wenn der brasilianische Ballkünstler mit dem FC Barcelona am letzten Spieltag in Udine gewinnt, kann Werder mit einem Sieg gegen Panathinaikos Athen doch noch das Champions-League-Achtelfinale erreichen. Nach seiner Gala bei der Bremer 1:3-Niederlage im Stadion Nou Camp hat Ronaldinho zumindest versprochen, seinen Teil beizutragen: "Wir wollen und werden in Udine gewinnen."

Der Einzug ins Achtelfinale wäre nach der Niederlage vom Dienstag mit einem weiteren Kapitel in der Geschichte "Wunder von der Weser" einzuordnen. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Bisher haben die Werderaner ihre Wunder alleine vollbracht. Das 5:3 gegen den RSC Anderlecht 1993, als ein 0:3-Rückstand umgebogen wurde; oder die Saison 1988/89, als die Bremer den DDR-Meister Dynamo Berlin mit 5:0 aus dem Weserstadion fegten. Und da ist natürlich noch der 6:2-Erfolg gegen Spartak Moskau von 1987.

Zauberei ist also keine Seltenheit im Bremer Fußball. Ein Sieg mit zwei Toren Unterschied sollt auch gegen Athen im Bereich des Möglichen liegen. Beunruhigend ist für Thomas Schaaf und Klaus Allofs die Tatsache, dass Udinese Calcio zu Hause gegen den FC Bracelona nicht punkten darf, um den Bremern ein Weiterkommen zu ermöglichen. Die Spanier sind nämlich schon qualifiziert und können die Reise nach Italien als "Kaffeefahrt" antreten.

Hoffen auf die "Maschine" FC Barcelona

Der FC Barcelona soll also bei seiner Ehre gepackt und auf die Qualitäten von Ronaldinho vertraut werden. "Er steht auf dem Höhepunkt seiner Karriere, das Selbstvertrauen des Barca-Teams scheint unbegrenzt zu sein", jubelte die Zeitung "El Pais" am Mittwoch, und "Sport" machte Werder richtig Angst: "Barcelona ist eine tödliche Maschinerie." Sogar die Ersatzteile funktionieren in diesem Fußball-System, befand "El Mundo Deportivo". Trainer Frank Rijkaard will keinesfalls den Schongang einlegen lassen: "Wir wissen nicht, mit welchen Spielern wir in Udine antreten werden. Aber wir werden dort auf jeden Fall auf Sieg spielen.

Trotz der enttäuschenden Lage und der schweren Gesichtsverletzung von Stürmer Miroslav Klose, der nach einem Jochbeinbruch für einige Wochen ausfällt, hatten die Werder-Verantwortlichen die Muße und die Größe, wie einfache Fans von den Darbietungen des Brasilianers zu schwärmen. "Dass er aus so einer starken Mannschaft wie Barcelona noch so herausragt, ist eigentlich unglaublich", sagte der sonst so nüchterne Trainer Thomas Schaaf. Und Manager Klaus Allofs meinte: "Ronaldinho ist ein Spektakel für sich".

Nicht nur bei seinem Freistoß-Tor (26.) sowie den Vorlagen für die Treffer von Gabri (14. Minute) und Hendrik Larsson (71.) zeigte er seine Extraklasse. "Das war toll", lobte auch Tim Borowski, der den zwischenzeitlichen Ausgleich (22./Foulelfmeter) erzielt hatte.

Ähnliches versprach der dauergrinsende Brasilianer anschließend auch für das Spiel bei Udinese Calcio. Doch die angekündigte Hilfestellung liegt nicht an Ronaldinhos Begeisterung für Werder. "Unsere Aufgabe ist es, so viele Punkte wie möglich zu holen, egal gegen wen. Dass wir gegen Udine gewinnen wollen, hat nichts mit Bremen zu tun."

Ohne die Unterstützung der Spanier kann Werder mit einem Sieg am 7. Dezember im Heimspiel gegen Panathinaikos Athen als Gruppen-Dritter nur den UEFA-Cup erreichen. "Das ist unser Minimalziel", erklärte Manager Allofs. Schon bei einem Unentschieden würde Bremen als Gruppenvierter ausscheiden.

Die Unmöglichkeit als Hoffnungsschimmer

Viel schlimmer als die nicht unerwartete Niederlage traf die Bremer die schwere Verletzung von Klose. Bei einem Zusammenprall mit Rafael Marquez brach sich der Nationalstürmer das Jochbein und wird nach der Operation am Donnerstag mehrere Wochen pausieren müssen. "Das ist eine Katastrophe, wenn in unserem Team Spieler wie er länger ausfallen", sagte Allofs. "Man muss sich nur die Zahl seiner Tore anschauen, dann weiß man, welchen Anteil er an unserem Lauf hat."

So gab es für die Bremer Fans aus Barcelona tatsächlich viele enttäuschende Nachrichten. Allerdings war durchaus Zuversicht bei den Fans zu spüren, die immer wieder vom "Wunder von der Weser" sprachen und sich damit trösteten. Denn: Je aussichtsloser die Lage schien, desto unglaublicher war das Resultat, des letztlich herauskam. So soll es auch am 7. Dezember sein.

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