Werder Bremen:Der Bekenner

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Hat er vergangenen Samstag sein letztes Bundesligaspiel gemacht? Werder-Kapitän Clemens Fritz, 36. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Muss Clemens Fritz aufhören? Der Bremer Routinier verpasst wegen eines Syndesmoserisses im Sprunggelenk in jedem Fall den Rest der Saison.

Von Christof Kneer

Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, dass Clemens Fritz seinem Verein das Leben gerettet hat. Ende April 2016 hat Fritz über die Vereinskanäle von Werder Bremen mitteilen lassen, dass er seine Karriere nun doch nicht im Sommer 2016 beende; er werde ein weiteres Jahr Lizenzspieler von Werder Bremen bleiben, egal in welcher Liga übrigens.

Der SV Werder ist ein rührend emotionaler Verein, und er ist in einer Stadt zu Hause, in der sich auf ebenfalls rührende Weise vieles, wenn nicht alles um diesen Verein dreht. Wenn Werder mal wieder aus der Bundesliga abzusteigen droht, versammeln sich die Menschen am Osterdeich und geleiten den Mannschaftsbus unter erheblichem Jubel ins Stadion, und die Ehrlichen unter den Profis sagen später ergriffen, dass die Stadt den Klassenverbleib mindestens genauso geschafft habe wie die Spieler. In so einer Stadt und so einem Verein löst es etwas aus, wenn einer wie Fritz sich öffentlich bekennt - ein paar Tage nach dem Bekenntnis fegte Werder den VfB Stuttgart 6:2 vom Platz. Werder blieb, anders als der VfB, in der Bundesliga.

Ob der Trick erneut funktioniert, ist aber fraglich. Zwar hat Fritz, 36, zuletzt mit einem weiteren Karrierejahr spekuliert, aber die Nachricht von Mittwoch könnte die Pläne durchkreuzen. Am Mittwoch meldete Werder, dass es sich bei jener Verletzung, die sich Fritz beim 2:0 gegen Darmstadt zugezogen hatte, um einen Syndesmoseriss im Sprunggelenk handle. "Wir gehen von einer Reha-Zeit von drei Monaten aus, deswegen hat sich das für diese Saison erledigt", sagt Sportchef Frank Baumann; Hoffnung auf eine schnellere Genesung "haben wir nicht. Das ist für uns keine schöne Nachricht".

Noch scheuen sich Spieler und Verein, das Karriereende auszurufen. "Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht", sagt Baumann, "Clemens und auch wir werden das Thema Zukunft in aller Ruhe angehen." Werder kämpft ja wie immer gegen den Abstieg, und wer weiß, ob im April nicht wieder ein Bekenntnis gebraucht wird.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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