Weltcup in Ruhpolding:Unerreichbar

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Schnell im Schnee, fehlerfrei am Schießstand: die 33-jährige Finnin Kaisa Mäkäräinen deklassierte die Konkurrenz. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Die Finnin Kaisa Mäkäräinen pulverisiert das Feld im Sprint. Selbst Laura Dahlmeier wird als Dritte deklassiert.

Von Volker Kreisl, Ruhpolding

Viel war vorab spekuliert worden über den Zeitpunkt, an dem es aufhören würde zu schneien. Vormittags und mittags hatten die Wolken klassischen Winter-Romantikwetter-Schnee über Ruhpolding ausgeschüttet: dicke, hübsche Flocken, die ein völlig unromantischer Wind dann aber kreuz und quer blies, hinein in Mantelkrägen und unter Kapuzenränder.

Biathleten ist so etwas egal, doch auch sie lieben es, wenn der Schneefall aufhört, denn dann können sie schneller laufen. Tatsächlich hörte es gegen drei Uhr nachmittags auf zu schneien, eine halbe Stunde nach Beginn des zeitversetzt gestarteten Sprints der Frauen, wie erwartet gewann dann auch jemand mit höherer Startnummer. Und doch wussten alle geschlagenen Biathletinnen danach: mit der glatteren und besseren Loipe hatte das nichts zu tun.

Die Finnin Kaisa Mäkäräinen, 33, hatte am Ende 22 Sekunden Vorsprung auf die Gesamtweltcupführende Gabriela Koukalova und 30 Sekunden auf Laura Dahlmeier, die Zweite im Ranking. Auch sie hatten fehlerfrei geschossen. 22 Sekunden - unter den Saisonbesten im Sprint geht es sonst deutlich enger zu. Dahlmeier sagte daher auch, Mäkäräinen befinde sich zurzeit in einer speziellen Form, "die konnten wir heute nicht erreichen".

Zum 45. Mal schnellste Läuferin

Im Verfolgungswettkampf am Sonntag (14.45 Uhr) haben die Tschechin und die Garmischerin dennoch passable Siegchancen: Mäkäräinen gilt nicht als beste Stehendschützin, und in der Verfolgung müssen ja alle zweimal zum Stehendanschlag. Franziska Hildebrand, 29, hat mit 59 Sekunden Rückstand ebenfalls noch gute Podest-Chancen, unkonzentrierter waren dagegen Franziska Preuß und Vanessa Hinz am Schießstand: Nach jeweils zwei Fehlern und weit mehr als zwei Minuten Rückstand werden sie die Besseren wohl nur verfolgen, aber nicht einholen.

Gelingt Mäkäräinen eine Wiederholung der Trefferleistung des Vortages, dann ist die Biathletin aus Kontiolahti nicht zu schlagen. Sie war schon immer eine der Schnellsten im Weltcup, in Ruhpolding holte sie nun ihren 20. Sieg. Ihre Karriere ist beachtlich. In 113 Weltcuprennen zählte sie zu den drei Biathletinnen mit der besten Netto-Laufzeit, also abzüglich der Sekunden, die am Schießstand verbracht werden. 45 Mal war Mäkäräinen die Schnellste.

In Ruhpolding hatte sie nun einen klinisch perfekten Sprint vorgelegt. Sie lief kontrolliert hohes Niveau auf der ersten Runde, schoss ruhig und fehlerfrei liegend, steigerte das Tempo vor dem Stehendschießen, und schoss dann, anders als von ihren später startenden Konkurrentinnen erwartet, ebenfalls fehlerfrei. Damit war der Sprintsieg gesichert, auch wenn Mäkäräinen in der Schlussrunde nicht mehr zulegen konnte - allerdings auch nicht nennenswert nachließ.

Bald muss die Finnin entscheiden, ob sie auch bei der Langlauf-WM startet

Dieses Niveau insgesamt zu halten, wird indes mit zunehmendem Alter nicht einfacher: "Im Dezember war ich nicht zufrieden mit meiner Laufform", sagt Mäkäräinen. Am Ende des Jahres beschloss sie daher, noch einmal systematisch auf die Zeit zwischen Mitte Januar und Mitte Februar hin zu trainieren, für die Alpenweltcups also, für die Biathlon-WM in Hochfilzen, den Biathlon-Weltcup in Kontiolahti/Finnland und womöglich auch für die Ski-nordisch-WM in Lahti/Finnland kurz zuvor.

Letzteres muss sie aber noch in dieser Woche entscheiden, denn Mäkäräinen müsste sich für die Langlauf-Rennen der Heim-WM noch bei einem Weltcup qualifizieren. Kommendes Wochenende in Schweden hat sie die letzte Möglichkeit dazu. Es geht dabei aber mehr um die Frage, ob ihr nicht alles zu viel wird, als um die Machbarkeit. Mit ihrer derzeitigen Laufform dürfte eine Teilnahme in Lahti ja kein Problem werden.

© SZ vom 15.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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