Wada:Druck auf den Chef

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Craig Reedie droht als Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur zum Buhmann rund um den russischen Doping-Skandal zu werden. Kurz vor dessen möglicher Wiederwahl an diesem Sonntag wird seine Eignung massiv in Frage gestellt.

Craig Reedie droht als Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur zum Buhmann rund um den russischen Doping-Skandal zu werden. Kurz vor dessen möglicher Wiederwahl an diesem Sonntag hat der einflussreiche Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah, Präsident der Vereinigung Nationaler Olympischer Komitees (Anoc), Reedies Eignung massiv in Frage gestellt. Der Scheich forderte am Mittwoch bei der Anoc-Generalversammlung in Doha, der nächste Wada-Vorsitzende müsse eine neutrale, nicht von anderen Interessen geleitete Person sein.

Reedie ist seit 2014 Wada-Chef und zugleich Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Reedie strebt nun eine zweite Amtszeit über weitere drei Jahre an. Bis zum Sommer war Reedie gar IOC-Vize unter Thomas Bach. Al-Sabah führt die Interessenvertretung der 206 Nationalen Olympischen Komitees an. Er kritisierte die Verquickung der Ämter von Reedie. Eine Reform der Wada sei schwierig, "wenn wir nicht einen neutralen Vorsitzenden für die nächsten drei Jahre haben".

Die Wada steht weiter in der Kritik, zu spät auf den Doping-Skandal in Russland reagiert zu haben. Nur Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro hatte der unabhängige Ermittler Richard McLaren im Wada-Auftrag einen Bericht über systematisches, staatlich gedecktes Doping während der Winterspiele 2014 im russischen Sotschi vorgelegt. Die Wada hatte daraufhin einen kompletten Ausschluss des russischen Teams von den Sommerspielen empfohlen. Das IOC hatte sich trotz scharfer Kritik gegen die Empfehlung entschieden.

Auf Kritik beim Anoc-Kongress stieß auch, dass die Wada quasi mit Beginn der Generalversammlung verkündet hatte, dass das Anti-Doping-Labor im gastgebenden Doha wegen Mängel für vier Monate suspendiert werde. Reedie entschuldigte sich und nannte den Zeitpunkt der Ankündigung unabsichtlich.

© SZ vom 17.11.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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