Volle Stadien:Kanzlerin in Sorge

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Bundeskanzlerin Angela Merkel blickt mit Sorge auf die vollen Stadien während der Fußball-EM. Die europäische Fußballunion Uefa will jedoch offenbar inmitten der Corona-Pandemie Ausnahmegenehmigungen für ihre VIP-Gäste erwirken. "Wenn ich vollkommen besetzte Stadien sehe in anderen Ländern Europas, bin ich skeptisch, ob das die richtige Antwort auf die augenblickliche Situation ist", sagte Merkel vor einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Berlin. Frankreichs Regierungschef pflichtete ihr bei. Er sprach von "strikten Regeln gegenüber Großbritannien", die Deutschland und Frankreich verhängten, um die auf der Insel vorherrschende Delta-Variante des Coronavirus aufzuhalten.

Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte eindringlich davor, die Bedrohung zu unterschätzen. "Es ist voll unverantwortlich, die Endspiele der EM in England durchzuführen. Das gefährdet die Fans und im Nachgang die Bevölkerung Europas", schrieb der Politiker bei Twitter.

Ungeachtet der Warnungen erhöht die Uefa den Druck auf die britische Regierung und will Ausnahmeregelungen für bis zu 2500 Personen erwirken. Diese Personen sollen laut eines Berichts der Times von den strengen Quarantäneregeln ausgenommen werden, die in Großbritannien gelten. Spekuliert wurde über eine Drohung der Uefa, London andernfalls die Finalspiele zu entziehen und sie in eine andere Stadt zu verlegen. Budapest stünde als alternativer Austragungsort bereit.

Der britische Premierminister Boris Johnson reagierte gelassen auf den Vorstoß der Uefa. "Wir werden alles tun, was notwendig ist, um das Land vor Covid zu schützen", sagte er: "Das wird unsere Priorität sein." Der europäische Fußball-Verband teilte mit, er sei in Gesprächen mit der englischen Regierung und weiterhin "zuversichtlich, dass die letzte Woche in London stattfinden wird". In Englands Hauptstadt finden am 26. und 29. Juni zwei Achtelfinalspiele statt, zudem sollen im Wembley-Stadion beide Halbfinals (6. und 7. Juli) sowie das Finale (11. Juli) ausgetragen werden.

© SZ vom 21.06.2021 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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