Verkaufs-Affäre:hoppetosse5 und die Mühlen des DFB

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Was DFB-Schiedsrichter Trautmann mit den Verkäufen von adidas-Ware auf Ebay erlöste, sollte angeblich für die Opfer der Flutkatastrophe gespendet werden. Dumm nur, dass Trautmann schon vorher verkaufte und die Ware gar nicht ihm gehörte. Nun hat ihn der DFB entlassen.

Von Thomas Kistner

München - Die Affäre um die Internet-Verkäufe von Stefan Trautmann ging gestern mit der Freistellung des DFB-Mitarbeiters zu Ende. "Grund dafür ist, dass eine auf Anforderung abgegebene schriftliche Stellungnahme von Trautmann zu den erhobenen Vorwürfen nicht geeignet ist, die mögliche Verletzung von Dienstpflichten zu entkräften", hieß es in einer DFB-Mitteilung von Dienstag Abend. Präsident Theo Zwanziger hatte den Rauswurf zuvor schon angedeutet. Er habe sich von der Affäre "ein Bild gemacht und auf eine Entscheidung gedrängt".

Der DFB führte weiter aus, "Trautmann habe am 3. Februar 2005 mitgeteilt, dass er ihm im Rahmen einer administrativen Tätigkeit persönlich übereignete Sportartikel für karitative Zwecke versteigert habe und wurde vom DFB aufgefordert, Einzelheiten darzulegen. Dafür hatte der DFB eine Frist gesetzt, die nach Bekanntwerden neuer Vorwürfe nochmals bis Dienstag verlängert wurde. Es folgen arbeitsrechtliche Prüfungen hinsichtlich möglicher Konsequenzen für sein Dienstverhältnis."

Noch am Montag hatten die starken internen Förderer des DFB-Angestellten Trautmann, der in der Schiedsrichterabteilung arbeitet und zugleich Bundesliga-Spiele leitet, hoffen dürfen. Da hatte der Verband Trautmanns umfängliche Verkäufe von Sportartikel-Neuware des DFB-Ausrüsters Adidas über das Auktionshaus eBay als karitative Aktion begründet.

Zu brisant

Der Erlös dieser Aktion sollte Trautmanns Darstellung zufolge den Opfern der Flutkatastrophe (26. Dezember 2004) in Asien zu Gute kommen. Trautmann war aufgefordert worden, Belege herbeizuschaffen, noch gestern nachmittg wollte sich DFB-Mediendirektor Harald Stenger auf keinen Zeitrahmen festlegen lassen: "Die interne Prüfung läuft. Wir werden erst dann etwas sagen, wenn sie abgeschlossen ist."

Zu gut vernetzt war der doppelte Referee, den insbesondere Schiedsrichterausschuss-Mitglied Manfred Amerell gefördert hatte - auch 2001, als Trautmann wegen Urkundenfäschung strafrechtlich verurteilt wurde (SZ vom 15.2.). Zu brisant erschien die Affäre zunächst auch im DFB-Hauptquartier.

Justiziar Götz Eilers, der von der Affäre seit Anfang Februar wusste und die neue Sonderkommission zur Betrugsaffäre Hoyzer leitet, hatte den Sachverhalt ebenso nicht an die Verbandsspitze weitergeleitet wie schon den Oddset-Brief im August 2004, in dem auf mögliche Manipulationen Hoyzers hingewiesen worden war.

Knappe Erklärung vom DFB

So herrschte gestern wieder Chaos beim DFB. Genährt noch durch den Umstand, dass die Bewertungen von Trautmanns Internet-Verkäufen (die seit dem 17. Oktober 2004 unterm Anbieternamen hoppetosse5 liefen, davor seit 25. Januar 2002 unter referee-online) in der Nacht von Montag auf Dienstag gelöscht wurden. Ein Zufall?

Montagnachmittag hatte der DFB auf SZ-Anfrage erstmals öffentlich Stellung zu der Affäre beziehen müssen. Was in bemerkenswerter Form geschah, nämlich als knapper Anhang an der Presseerklärung zur vorläufigen Absetzung des Schiedsrichters Torsten Koop (der hatte einen Manipulationsversuch von Robert Hoyzer zu lange gegenüber dem Verband verschwiegen).

Noch merkwürdiger war nun der jähe Löschvorgang von Trautmanns Verkaufsbewertungen: Immerhin hatte es Anbieter hoppetosse5, hinter dem Ehefrau Cornelia steht, allein in den vergangenen zwölf Monaten auf 194 Verkaufsbewertungen gebracht - und längst nicht jeder Käufer bewertet solche Transaktionen.

Hoppetosse5 als barmherziger Samariter

Alle Verkäufe wurden "positiv" bewertet, Klagen gab es nie. Im Gegenteil. Als hoppetosse5 am 29./30. 11. sowie am 1. 12. 2004 insgesamt fünf brandneue Adidas-Sporttaschen des Typs "Teambag" verhökerte, waren die Erwerber genauso begeistert wie die Käufer am 7. 12. ("Ware kam ohne vorherige Bezahlung. Einmalig.") oder am 10. 12. ("Top Tasche."). Der Zeitraum der Verkäufe zeigt, dass Trautmann seine als "Privat"-Verkäufer getätigte, barmherzige Geldsammelaktion schon lange vor der Flutwelle Ende Dezember betrieben hatte. Oder sah er die Katastrophe kommen?

Gestern präsentierte der Bundesliga-Schiedsrichter, der noch am Wochenende beim Fifa-Workshop für potenzielle WM-Referees weilte und nun auch vorläufig nicht mehr pfeifen darf, eine bizarre Langzeitversion zu seiner Mildtätigkeit. Es habe, erzählte er dem Kölner Express, schon vor der Flutkatastrophe "Gespräche für Projekte" gegeben, mit dem "Bündnis für Kinder gegen Gewalt" und der Tabaluga-Kinderstiftung. Nur zum Überweisen der Gelder war der Wohltäter noch nicht gekommen, das liefe erst "Ende Februar und im März an".

Bleibt noch zu klären, wie Trautmann an die Waren gelangt ist. Er sagt, die seien ihm "überlassen" worden - von wem, wolle er "nicht präzisieren". Er habe jedoch keine "rabattierte Artikel" von Adidas bezogen. Was an der Sache wenig ändert - sollte es sich bei den Taschen, Trikots, Schuhen um Ausrüstung handeln, die Adidas dem Verband zur Verfügung stellte, wird es noch heikler: Wie konnte dies im Internet "privat" verkauft werden, ohne dass es DFB und Werbepartner wussten? Diesem Gedanken ist auch Zwanziger nachgegangen, und zu dem Ergebnis gekommen,dass die Artikel dem DFB gehörten.

© SZ vom 16.2.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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