Verbände in der Doping-Krise:Zehn Punkte gegen den Betrug

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Die Spitzenverbände des deutschen Sports haben auf ihrem ersten Anti-Doping-Workshop einen Zehn-Punkte-Plan gegen den Pharma-Betrug verabschiedet. Die neue Losung: "Wir wollen den Anti-Doping-Kampf in alle Ebenen tragen."

"Die Spitzenverbände stehen voll hinter quantitativ und qualitativ verstärkten Kontrollen", sagte Christa Thiel, Sprecherin der Spitzenverbände im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und Präsidentin des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) in Hamburg.

Der Testpool von bisher 1800 kontrollierten Athleten soll auf 9000 erweitert werden. Zudem soll vermehrt auf das Blutdopingmittel EPO getestet werden. Die Aufstockung des Kontrollsystems der unterfinanzierten Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) bringt erhebliche Kosten mit sich.

Der Sportfunktionäre fordern in ihrer Hamburger Erklärung die Bundesländer und die Wirtschaft auf, sich finanziell zu engagieren. Alle Verbände müssen bis Ende Juni Verpflichtungserklärungen für das Bundesinnenministerium verfassen, in denen auch die Präventionsmaßnahmen gegen Doping eine Rolle spielen müssen.

Ehrenkodex mit Strafen

Die Verletzung eines Ehrenkodex, den Ärzte, Betreuer und Physiotherapeuten zu unterschreiben haben, zieht in Zukunft auch Strafen mit sich. "Wir wollen den Anti-Doping-Kampf in alle Ebenen tragen und sehen den Workshop am 17. August mit Ärzten und Betreuern in Frankfurt als Kick-Off an", führte Thiel aus.

Ein Lizenzierungsverfahren, das es schon bei Athletenbetreuern gibt, soll auf die Mediziner ausgeweitet werden. "Das ist nicht ganz einfach, auch juristisch nicht", gab Thiel zu. Aufklärung soll es demnächst in Bezug auf 40 Dopingtests geben, bei denen Nada-Kontrolleure im vergangenen Jahr Athleten nicht angetroffen haben.

In der ARD-Sendung "Mission Sauberer Sport" war sogar von 400 Fällen im Jahr 2006 die Rede, woraufhin die Nada krasse Fehler bei der Umsetzung des Trainings-Kontrollsystems zugegeben hatte. Sie räumte 201 Fälle von nicht angetroffenen Sportlern ein, die den betreffenden Sportverbänden von der Nada nicht gemeldet worden waren.

Weil viele Athleten nachkontrolliert werden konnten, blieben 40 "missed tests" übrig. "Gegen zwölf Sportler wurde von ihren Verbänden eine Verwarnung ausgesprochen", erklärte Thiel, offen seien noch 13 Fälle. Auf der Tagesordnung stand auch die Aberkennung von unter Dopingeinfluss erzielten Weltrekorden.

Das Thema soll nach einem Gutachten nochmals geprüft werden und in einer der folgenden Konferenzen besprochen werden. Die Spitzenverbände kommen zu ihrer nächsten halbjährlichen Tagung am 7. Dezember in Hamburg zusammen.

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