US-Sport:"Er ist gefeuert"

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Zeichen des Protests – sehr zum Missfallen des US-Präsidenten: Bruce Maxwell von den Oakland Athletics kniet am Samstag während der Nationalhymne vor dem Baseballspiel gegen die Texas Rangers. (Foto: Eric Risberg/AP)

Präsident Donald Trump legt sich mit Spielern der amerikanischen Profiligen an. Athleten und Funktionäre diverser Sportarten verurteilen die Kritik. An Verbalinjurien wird auf beiden Seiten nicht gespart.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es gibt auf jedem Spielplatz diesen einen Jungen, der nicht aufhören kann, über alle zu bestimmen. Der Chef des Sandkastens beleidigt die anderen Kinder, die sich nicht an seine Spielregeln halten. Irgendwann feiert er dann Geburtstag und sitzt alleine auf dem Schaukelpferd, weil keiner sonst gekommen ist. Er schüttelt trotzig den Kopf und behauptet, ohnehin niemanden eingeladen zu haben.

Es ist bemerkenswert, wenn der Präsident eines Landes Verhaltensmuster zeigt, wie man sie so ähnlich vom Kinderspielplatz zu kennen glaubt. In den USA nämlich ist es üblich, dass die erfolgreichsten Sportler ins Weiße Haus, den offiziellen Regierungssitz des Präsidenten, eingeladen werden. Nun haben zahlreiche Athleten diese Einladung abgelehnt, und um es vorsichtig auszudrücken: Es liegt nicht am Amt. "Indem wir nicht hingehen, könnten wir hoffentlich für einen Wandel sorgen", sagte Basketballspieler Stephen Curry von den Golden State Warriors, die ihren zweiten Titel binnen drei Jahren in der NBA gewonnen haben. Er erklärte damit, dass er auf einen Besuch gern verzichten würde.

Der Präsident lädt Spieler ins Weiße Haus ein - und lädt sie dann wieder aus

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, antwortete darauf am Samstag bei Twitter: "Eine Einladung ins Weiße Haus gilt als große Ehre für eine Meister-Mannschaft. Stephen Curry zögert, daher ist die Einladung hiermit zurückgezogen!" Die Warriors erklärten darauf, dass sie die Nicht-Einladung des Präsidenten akzeptieren und auf den Besuch im Amtssitz verzichten.

Es war nicht die einzige Attacke des Präsidenten auf Sportler an diesem Wochenende. Während einer Rede in Alabama echauffiert sich Trump am Freitag über Footballspieler, die aus Protest gegen Polizeigewalt und Rassendiskriminierung während der Nationalhymne nicht aufstehen, sondern knien: "Wäre das nicht großartig, wenn einer der Vereinsbesitzer, sollte jemand unsere Flagge nicht respektieren, sagen würde: ,Schafft den Hurensohn vom Feld! Raus! Er ist gefeuert! Er ist gefeuert!' Jemand wird das machen und dann die beliebteste Person in diesem Land sein."

Grund für die Proteste einiger prominenter Sportler ist die ihrer Meinung nach ungerechte Behandlung von Minderheiten. Colin Kaepernick, der frühere Quarterback der San Francisco 49ers, war der Erste, der vor einem Jahr während der Hymne an der Seitenlinie kniete. Eine Reihe von Athleten haben sich ihm angeschlossen.

Trump regte sich noch ein bisschen darüber auf, dass die Sportart Football ohnehin verweichlicht sei: "Sie ruinieren diesen Sport! Wenn du jemanden zu hart umreißt: Strafe! Spielausschluss!" Er nahm damit offenbar Bezug auf Regeländerungen, die das Ziel haben, Spieler vor den schweren gesundheitlichen Folgen von Gehirnerschütterungen bei Kollisionen zu schützen. In einem weiteren Tweet am Sonntag forderte Trump Fans auf, Footballspiele zu boykottieren, solange die Profis knien.

Die Reaktionen aus dem Sport folgten prompt. Denn das verbale Ziel des Präsidenten war diesmal nicht ein ohnehin unbeliebter Diktator in Nordkorea, sondern Helden der amerikanischen Gesellschaft. Der Commissioner der NFL, Roger Goodell, nannte Trumps Aussagen "spaltend". Curry bemerkte: "Es ist doch unter der Würde des Präsidenten eines Landes, sich so zu verhalten." Der Basketballspieler LeBron James twitterte unter Bezug auf die Bemerkungen Trumps: "Du Penner. Ein Besuch im Weißen Haus war eine Ehre, bevor Du aufgetaucht bist."

Am Sonntag setzte sich der stille Widerstand der Footballer in den Arenen auf dem Rasen fort. In Detroit kniete sich der Sänger der Nationalhymne am Ende hin und hob die rechte Faust. Bei den Denver Broncos und New Orleans Saints knieten oder saßen viele Spieler. Und die Pittsburgh Steelers blieben während der Hymne gleich ganz in der Umkleidekabine.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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